Tod einer Europareisenden

"Als sie wiederkam!", Ankunft der verstorbenen Elisabeth aus Genf, Postkarte, 1898

Hotel Beau Rivage in Genf, Postkarte, 1898

Dreikantfeile, mit der Kaiserin Elisabeth von Luigi Lucheni erstochen wurde, 1898

"Die feierliche Bestattung weiland Kaiserin Elisabeth in Wien", Postkarte, 1898

1000 Schilling – Kaiserin Elisabeth, Sondergedenkmünze, 1998

"Die Schiffsglocke läutete bereits, als Elisabeth mit ihrer Hofdame den Kai entlang eilte …" – So könnte ein fiktiver Bericht über die letzten Minuten im Leben Kaiserin Elisabeths beginnen.

"Als sie wiederkam!", Ankunft der verstorbenen Elisabeth aus Genf, Postkarte, 1898

Hotel Beau Rivage in Genf, Postkarte, 1898

Dreikantfeile, mit der Kaiserin Elisabeth von Luigi Lucheni erstochen wurde, 1898

"Die feierliche Bestattung weiland Kaiserin Elisabeth in Wien", Postkarte, 1898

1000 Schilling – Kaiserin Elisabeth, Sondergedenkmünze, 1998

Seit dem Selbstmord ihres Sohnes Rudolf soll Elisabeth nur noch Trauerkleider getragen und ihren gesamten Schmuck verschenkt haben. Sie litt unter immer stärker werdenden Depressionen, die in den letzten Lebensjahren in eine "Todessehnsucht" ausgeartet sein sollen.

Elisabeth war im Lauf ihres Lebens viel gereist. 1898 wohnte sie für einige Wochen im Grand Hotel de Caux bei Montreux am Genfersee. Von dort aus besuchte sie am 9. September inkognito Baronin Julie Rothschild, die Gattin Adolphe Rothschilds aus Paris und Schwester der Wiener Rothschilds Nataniel und Albert. Nach dem Besuch quartierte sie sich mit ihrer Hofdame Gräfin Irma Sztáray im Hotel "Beau Rivage" in Genf ein. Sie benutzte zwar den falschen Namen "Gräfin von Hohenembs", wurde aber vom Hotelier erkannt – und am nächsten Morgen war in der Genfer Zeitung zu lesen, dass die Kaiserin von Österreich in der Stadt sei. So erfuhr der italienische Anarchist Luigi Lucheni davon. Dieser hatte eigentlich ein Attentat auf den französischen Thronprätendenten Henri von Orléans geplant, der war jedoch wider Erwarten nicht nach Genf gekommen. Als prominente Aristokratin war Elisabeth für den Anarchisten ein ebenso medienwirksames Opfer: Als sie mit ihrer Hofdame zum Linienschiff von Genf nach Montreux ging, sah Lucheni seine Chance und stach Elisabeth mit einer spitz geschliffenen Feile direkt ins Herz.

Zunächst bemerkte Elisabeth die fatale Wirkung des Stiches gar nicht – sie meinte, der Mann habe sie nur wuchtig zu Boden gestoßen. "Spüren Eure Majestät einen Schmerz? Sind Sie verletzt?", lässt Erwin H. Rainalter in seinem Roman "Arme schöne Kaiserin – Elisabeth von Österreich" die Hofdame fragen. Elisabeth erwidert: "Nein, ich spüre nichts. Ich bin nur sehr erschrocken …" Sie ging noch etwa 100 Meter bis zum Schiff, auf dem sie schließlich zusammenbrach. "Der Stich ging mitten ins Herz", befindet im Roman der Arzt, der Elisabeth am Schiff untersucht. "Es gibt keine Hoffnung mehr. Sie ist tot." Leiblich mag das stimmen. Angesichts des Personenkults, der um Sisi nach wie vor betrieben wird, könnte man sie aber beinahe als Untote bezeichnen. Der Attentäter wurde übrigens zu lebenslanger Haft verurteilt und beging 1910 Selbstmord. Sein Kopf wurde lange Zeit im so genannten Narrenturm im Depot des Pathologisch-anatomischen Bundesmuseums in Wien aufbewahrt, bis er schließlich im Februar 2000 am Wiener Zentralfriedhof in den so genannten Anatomiegräbern beigesetzt wurde.

Stephan Gruber