Frische Milch von glücklichen Kühen – Die Kammermeierei

Das Hauptgebäude der Schönbrunner Kammermeierei

Ein Wirtschaftsgebäude der Kammermeierei

Blick in einen der Wohnräume Elisabeths in der Kammermeierei

Ausstattungsstücke aus der Schönbrunner Kammermeierei im Stil ungarischer Bauernmöbel

Geschirr aus der Schönbrunner Kammermeierei mit ungarischem Dekor

Kaiserin Elisabeth liebte frische Milch. Sie trank diese jedoch nur von ihren eigenen Kühen, Schafen oder Ziegen. Daher verfügt das Schloß Schönbrunn über eine eigene Meierei, aus der die kaiserliche Familie mit frischen Molkereiprodukten von Kühen aus aller Welt verköstigt wurde.

Das Hauptgebäude der Schönbrunner Kammermeierei

Ein Wirtschaftsgebäude der Kammermeierei

Blick in einen der Wohnräume Elisabeths in der Kammermeierei

Ausstattungsstücke aus der Schönbrunner Kammermeierei im Stil ungarischer Bauernmöbel

Geschirr aus der Schönbrunner Kammermeierei mit ungarischem Dekor

Elisabeth legte großen Wert auf ihre Ernährung, vor allem um sich bis ins Alter ihre schlanke Figur zu bewahren. Bei einer Größe von – für eine Frau zu ihrer Zeit beachtlichen – 172 cm hielt sie ihr Gewicht auch nach vier Schwangerschaften und brachte selten mehr als 47 bis 48 kg auf die Waage. Wichtige Bestandteile ihrer Ernährung stellten frische Milch und Milchprodukte dar. Damit ihr jeden Tag frische Milch zur Verfügung stand, wurden für den Bedarf der Kaiserin spezielle Kühe verschiedener Rassen gehalten. Um zu kosten, welche Kühe die bessere Milch gaben, suchte Elisabeth Tiere aus und ließ diese nach Wien bringen: Inntaler, Pinzgauer, Mailänder, Franzosen, Montafoner, Ungarn und selbst griechische Rinder von Korfu. Auch auf ihren zahlreichen Reisen ließ Elisabeth meist Ziegen und Schafe mit sich führen.

Zur Unterbringung der wachsenden Schar von Wiederkäuern wurde im Jahr 1895 im ehemaligen Tirolergarten des Schönbrunner Schlossparks die Kammermeierei eingerichtet. Das dortige Jägerhaus wurde kurzerhand um einen Anbau ergänzt, in dem Stall, Milch-, Siede- und Futterkammer untergebracht wurden. Elisabeth ließ sich in der Meierei eine kleine Wohnung mit Vorzimmer, Toilettezimmer und einem Speisezimmer einrichten, das mit rot gestrichenen und mit Blumenmustern bemalten Möbeln im Stil einer ungarischen Bauernstube ausgestattet war. Dazu passend nahm die Kaiserin ihre Jause von einem Service ein, das ebenfalls ungarisches Blumendekor zeigt.

Geplant war der Komplex, der auch Düngerplatz und Güllegrube sowie eine Wärterwohnung umfasste, für zehn bis zwölf Kühe und einen Stier. Im Juni 1896 beherbergte er 26 Rinder, davon drei Stiere, sowie zahlreiche Hühner. Frische Produkte wie Milch, Butter, Schlagobers und Eier wurden von dort an den Hof geliefert. Damit wurde natürlich nicht nur die Kaiserin versorgt, sondern auch Franz Joseph und weitere Familienmitglieder. Daher bestand die Meierei auch weit über den Tod der Kaiserin im Jahr 1898 hinaus. Auch Franz Josephs "liebe, gute Freundin" Katharina Schratt wurde mit frischen Milchprodukten versorgt. Ein wichtiger Abnehmer für die Produkte aus der Kammermeierei war die k. u. k. Zuckerbäckerei. Um besonders gute Qualität zu liefern, gab der Zuckerbäcker seine Bestellung sogar mit Angabe der Kuh an, von der er Milch oder Sahne wünsche, da diese in Qualität und Fettgehalt durchaus variierten.

Nach dem Ende der Monarchie wurde die Kammermeierei zunächst weiterbetrieben und ihre Erträge dem Kriegsgeschädigtenfonds zugeführt.

Sonja Schmöckel