Feiern mit Maria Theresia – Die Zeremonienbilder in Schönbrunn

Werkstatt des Hofmalers Martin van Meytens: Einzug der Braut, Teil des Bildzyklus zur Hochzeit Josephs II. mit Isabella von Parma im jahre 1760, Ölgemälde, 1763 fertiggestellt

Martin van Meytens (Werkstatt): Das Damenkarussell in der Winterreitschule, Gemälde, nach 1763

Sie wirken wie eine Momentaufnahme einer weit entfernten, vergangenen Welt: Die großformatigen Zeremonienbilder, welche bis heute die Wände im Schloss Schönbrunn schmücken. Sie sind Zeugnisse einer bedeutenden Epoche der höfischen Kultur und der Regierungszeit Maria Theresias.

Werkstatt des Hofmalers Martin van Meytens: Einzug der Braut, Teil des Bildzyklus zur Hochzeit Josephs II. mit Isabella von Parma im jahre 1760, Ölgemälde, 1763 fertiggestellt

Martin van Meytens (Werkstatt): Das Damenkarussell in der Winterreitschule, Gemälde, nach 1763

Eine schier endlose Parade aus prachtvollen Kutschen, Reitern und Lakaien schlängelt sich auf ein Stadtpanorama im Bildhintergrund zu: Der Einzug von Isabella von Parma in Wien im Oktober 1760 ist der krönenden Abschluss ihrer Brautfahrt auf dem Weg zu ihrem künftigen Gemahl, Erzherzog Joseph. Der zukünftige Kaiser Joseph II. wurde aus politischen Gründen mit der bourbonischen Prinzessin vermählt und das neue Bündnis mit dem ehemaligen Erzfeind musste entsprechend prächtig inszeniert werden. Damit das pompöse Ereignis auch allen Höflingen, Gesandten und Adeligen lange im Gedächtnis bleibe, wurde Maria Theresias Hofmaler Martin van Meytens mit der Dokumentation der Festivitäten auf großformatigen Ereignisbildern beauftragt. Der sogenannte Hochzeits-Zyklus zeigt in fünf Gemälden einzelne Abschnitte der Hochzeitsfeierlichkeiten mit geradezu dokumentarischer Präzision. Zu sehen ist die Hierarchie der Hofgesellschaft, die kaiserliche Familie an der Tafel sowie die prachtvolle Ausstattung der Räume. Dass es in etwa so gewesen sein muss, ist durch schriftliche Aufzeichnungen belegt.

War die Hochzeit des Thronfolgers bereits ein politischer Akt, so gilt dies umso mehr für Krönungen. Als Joseph II. 1764 in Frankfurt im Beisein seines Vaters zum römischen König gewählt und gekrönt wurde, reisten mehrere Künstler mit an den Main, um Details der traditionsreichen Riten der Krönung genau festzuhalten. Aus den Skizzen wurde in Meytens’ Werkstatt in Wien schließlich der sechsteilige Krönungszyklus angefertigt. Der Betrachter sollte durch die schiere Größe der Bilder überwältigt und von der Würde und Majestät Josephs überzeugt werden. Die Darstellung der zahlreichen Schaulustigen und Teilnehmer an den Feierlichkeiten brachte aber auch zum Ausdruck, dass das Kaisertum die Gesamtheit des Reiches widerspiegelte, an die Unterstützung der Kurfürsten gebunden war und jeder Mensch in diesem gottgewollten Reich einen Platz innehatte.

Ein besonderes Gemälde zeigt das Damenkarussell, das Maria Theresia anlässlich der Rückeroberung von Prag 1743 feiern ließ. Ausgewählte Damen des Hochadels nahmen hier „männliche“ Rollen ein, indem sie eine Art Tunierritt vollzogen. Das Bild porträtiert nicht nur ein singuläres Ereignis, sondern auch eine Phase, in der Maria Theresia ihre weibliche Herrschaft stabilisierte und einen Wendepunkt im Österreichischen Erbfolgekrieg. Wie kaum ein anderes Bild dieser Zeit zeigt es einen weiblich dominierten Hof – eine besondere Erinnerung für Maria Theresia, die das Gemälde erst 1767 für Schloss Schönbrunn in Auftrag gab.

Sandra Hertel