Erste Schulbücher werden gedruckt

Buchdruckerpresse

Gleiche Bildung für alle! Mit einheitlichen Lehrbüchern sollte auch ein einheitliches Schulwesen entstehen.

"Unterdessen aber, lieber Trattner, sagen Wir ihm, dass es unser Staatsprinzip sei, Bücher hervorbringen zu lassen, es ist fast gar nichts da, es muß viel gedruckt werden. […] Drucke Er nach. Sonnenfels soll ihm sagen, was."

U. Giese, Johann Thomas Edler von Trattner Sp. 1019, zit. in Vocelka, Karl: Glanz und Untergang der Höfischen Welt. Repräsentation, Reform und Reaktion im habsburgischen Vielvölkerstaat (Wolfram, Herwig (Hg.): Österreichische Geschichte 1699-1815), Wien 2001, 252.

Buchdruckerpresse

Einen neuen Lehrbehelf stellten Schulbücher dar. Das "Wesentlichste und Hauptsächlichste" für den Schulunterricht beinhaltete das Lehrbuch "Kern des Methodenbuches", das 1777 publiziert wurde. Dieser Unterrichtsbehelf für Lehrende war die pädagogische Lektüre schlechthin. Dem nicht genannten Verfasser, Johann Ignaz Felbiger, gelang es, zeitgenössische pädagogische Kenntnisse verpflichtend in den Kanon der Allgemeinen Schulordnung aufzunehmen. "Kern des Methodenbuches" war eine zusammenfassende Ausgabe des umfangreichen Werkes "Methodenbuch für Lehrer der deutschen Schulen in den kaiserlich-königlichen Erblanden" aus dem Jahr 1775. Über Lehrbücher wie dieses konnte das bis dahin desolate und uneinheitliche Schulwesen weitgehend standardisiert werden. Buchdruckereien wie die von Johann Thomas (Edler von) Trattner wurden beauftragt, entsprechende Ausgaben in ausreichender Anzahl zu vervielfältigen. Raubdrucke anzufertigen, war damals üblich, da sie den Bestrebungen der Reformpolitik dienten. Maria Theresia höchst persönlich ordnete den Fortdruck von Lehr- und Lernbüchern an: "Unterdessen aber, lieber Trattner, sagen Wir ihm, dass es unser Staatsprinzip sei, Bücher hervorbringen zu lassen, es ist fast gar nichts da, es muß viel gedruckt werden. […] Drucke Er nach. Sonnenfels soll ihm sagen, was."

Der Unterricht erfolgte zumeist in den Landessprachen, das Erlernen des Deutschen war aber fixer Bestandteil aller Lehrpläne. Lehrbücher erschienen in italienischer, tschechischer, polnischer, ukrainischer, slowenischer, kroatischer, serbischer, kirchenslawischer, ungarischer und rumänischer Sprache. Bis zum Jahr 1780 wurden bereits 100 Titel gedruckt. Viele Schulbücher wurden im "Verlag der deutschen Schulanstalt" (heute: Österreichischer Bundesverlag) aufgelegt. Etwa 25 Prozent der herausgegebenen Schulbücher mussten an Kinder aus unbemittelten Familien kostenlos abgegeben werden.

Anita Winkler