Die Säkularisierung der Bildung

"Allgemeine Schulordnung für die deutschen Normal- Haupt- und Trivialschulen in sämmtlichen kaiserl. Königl. Erbländern", 1774

Das 18. Jahrhundert bedeutete einen großen Einschnitt in der Geschichte des Lesens. Eine verbesserte Schulbildung und sinkende Analphabetenraten förderten die Lesefähigkeit.

"Allgemeine Schulordnung für die deutschen Normal- Haupt- und Trivialschulen in sämmtlichen kaiserl. Königl. Erbländern", 1774

Die Zahlen der Schulen in der Habsburgermonarchie variierten in der ersten Hälfte des 18. Jahrhunderts lokal sehr stark, doch kann man davon ausgehen, dass in allen größeren Orten Schulen bestanden. Die Elementarschulen brachten den Kindern Religion, Lesen, Schreiben und Rechnen bei und standen vorwiegend unter der Kontrolle der Kirche. Das Schulwesen in den Erbländern war schlecht ausgebaut, obwohl einige geistliche Herrschaften kein Schulgeld verlangten, um mehr Zöglinge zum Schulbesuch zu animieren. All diese Schulen waren ,privat‘ organisiert, also nicht vom Staat eingerichtet und betrieben, und wurden von relativ wenigen Kindern besucht. Das änderte sich mit der Einführung der allgemeinen Unterrichtspflicht durch Maria Theresia.

Die „Allgemeine Schulordnung für die deutschen Normal-, Haupt- und Trivialschulen in sämmtlichen Kayserl. Königl. Erbländern“ von 1774 hatte die Bildung von Kindern beiderlei Geschlechts als wichtigste Grundlage für die „wahre Glückseligkeit der Nationen“ zum Ziel. Eine sechsjährige Schulpflicht wurde eingeführt. Das Gesetz von 1774 brachte eine Vereinheitlichung des Schulwesens durch Schulbücher, eine starke Kontrolle durch geistliche und weltliche Schulaufsichtsorgane, aber auch eine Bürokratisierung und Hierarchisierung dieses Bereichs mit sich. Auswendiglernen, Buchstabieren und Katechisieren waren die bevorzugten Lehrmethoden.

1781 drohte Joseph II. Sanktionen gegen jene Eltern an, die ihre Kinder nicht zur Schule schickten, und trieb den Ausbau der Bildungseinrichtungen voran. Nun war der Unterricht endgültig kostenlos – zunächst mussten Mädchen (außer an den Volksschulen) noch Schulgeld bezahlen. Die höhere Bildung an Gymnasien war nur männlichen Bürgern zugänglich. Ziel der Mädchenerziehung war es, „aus den Schülerinnen mit der Zeit gute Ehegattinnen, sorgfältige Hausfrauen, liebreiche Mütter, und da der Unterricht meist armen Mägden zu Gute kommen soll, treue, willige und brauchbare Dienstboten zu ziehen“. Nicht einmal ein Prozent der Bevölkerung besuchte ein Gymnasium, die Mehrzahl der höheren schulischen Einrichtungen lag in Wien und Niederösterreich.

Julia Teresa Friehs