Der Siebenjährige Krieg: Ein Weltkrieg
Was mit Revanchegedanken an den Verlust Schlesiens begann, wurde zu einem Krieg in und außerhalb Europas. Österreich geriet zwischen englische und französische Konflikte in der Kolonialpolitik, das europäische Bündnissystem wurde gründlich verändert.
Maria Theresia bringt ihre Motivation für den Krieg auf den PunktPreußen muss über den Haufen geworfen werden.
Maria Theresias sprichwörtliche Friedensliebe beruhte auf ihrer reichen Erfahrung: An ihrem Lebensende konnte sie auf viele Niederlagen zurückblicken. Zu Beginn des Siebenjährigen Krieges dachte sie noch anders: Sie wollte unbedingt Schlesien von ihrem Erzfeind Friedrich II. zurückgewinnen. Zu diesem Zweck ging sie Bündnisse mit Russland und sogar mit Frankreich ein – ein Überraschungscoup, denn die internationale Diplomatie war an eine jahrhundertealte Feindschaft Habsburgs mit den französischen Bourbonen gewöhnt. Zur Überwindung dieser Animositäten wurde auf ein bewährtes Mittel zurückgegriffen: Maria Karolina und Marie Antoinette wurden nach dem Krieg mit Bourbonen verheiratet.
Friedrich II. war jedoch über Maria Theresias Pläne informiert und reagierte mit einem Präventivschlag: Am 29. August 1756 fiel die preußische Armee in Sachsen ein. Im folgenden Kriegsjahr bekam Österreich Unterstützung von Frankreich, das seinerseits bereits Krieg gegen England um Besitz in Kanada, Indien, auf den Antillen und in Menorca führte. Der Siebenjährige Krieg wird deshalb auch als "French and Indian War" bezeichnet. Auch Schweden und Russland stießen zu dieser Allianz, die jedoch keinen gemeinsamen Oberbefehl hatte. Diesem unkoordinierten Bündnis stand ein modernes strategisches Konzept Friedrichs II. gegenüber.
1757 gelang Feldmarschall Daun in der Schlacht bei Kolín einer der wenigen habsburgischen Siege. Ein kleiner moralischer Erfolg war auch die Einnahme Berlins im Oktober 1757 unter General Hadik, der aber schon am nächsten Tag wieder aus der Hauptstadt des Gegners abziehen musste. Die erhoffte schnelle Niederlage Preußens blieb aus, stattdessen machten sich allianzinterne Spannungen und finanzielle Erschöpfung bemerkbar. Frankreich konzentrierte sich auf den Krieg in den Überseegebieten.
Schließlich beendeten Friedensgespräche auf Schloss Hubertusburg in Sachsen den langen und blutigen Krieg mit der Bestätigung des Status quo: Maria Theresia musste auf Schlesien verzichten, Friedrich II. versprach dafür seine Stimme bei der Wahl ihres Sohnes Joseph zum Kaiser. Riesige Verluste waren für die österreichische Armee zu verzeichnen: 300.000 Soldaten, 82.000 Pferde und 260 Millionen Gulden – mit enormen Zinsen bei der Rückzahlung der Anleihen. Österreich blieb wieder einmal trotz eines keineswegs glorreichen Krieges eine Großmacht. Und die leidende Bevölkerung erhielt als Trostpflaster für die kriegsbedingten Entbehrungen ein bisschen "Wohlfahrt und Glückseligkeit".