Georg Christoph Kriegl: Festzug anlässlich der Erbhuldigung der niederösterreichischen Stände am 22. November 1740 über den Wiener Graben. Kupferstich, 1742

Johann Peter Kobler: Maria Theresia als Königin von Ungarn im ungarischen Krönungsornat. Gemälde, 1751

Maria Theresia auf dem Krönungshügel in Pressburg. Gemälde nach einem Kupferstich von Franz Leopold Schmittner, nach 1741

Keine Königin ohne Krone – Maria Theresias Herrschaftsantritt

Georg Christoph Kriegl: Festzug anlässlich der Erbhuldigung der niederösterreichischen Stände am 22. November 1740 über den Wiener Graben. Kupferstich, 1742

Johann Peter Kobler: Maria Theresia als Königin von Ungarn im ungarischen Krönungsornat. Gemälde, 1751

Maria Theresia auf dem Krönungshügel in Pressburg. Gemälde nach einem Kupferstich von Franz Leopold Schmittner, nach 1741

Die Krönung eines neuen Königs oder einer Königin steht traditionell am Beginn seiner Herrschaft. Die Feierlichkeiten der Thronbesteigung wurden von Botschaftern, Berichterstattern, dem Hofstaat und der Bevölkerung aufmerksam verfolgt. Dies galt umso mehr für die Krönungen der einzigen herrschenden Frau im Hause Habsburg.

Georg Christoph Kriegl: Festzug anlässlich der Erbhuldigung der niederösterreichischen Stände am 22. November 1740 über den Wiener Graben. Kupferstich, 1742

Johann Peter Kobler: Maria Theresia als Königin von Ungarn im ungarischen Krönungsornat. Gemälde, 1751

Maria Theresia auf dem Krönungshügel in Pressburg. Gemälde nach einem Kupferstich von Franz Leopold Schmittner, nach 1741

Historische Krönungen sind traditionsreiche, hochkomplexe und symbolisch aufgeladene Zeremonien, deren zahlreiche Aspekte auch von Zeitgenossen kaum umfassend verstanden wurden. Dies war ein bedeutendes Merkmal von Krönungsfeierlichkeiten: Sie vermittelten in ihren erhabenen und mystisch wirkenden Ritualen die göttliche Facette der Monarchie, deren Geheimnisse einem einfachen Menschen stets verborgen blieben.

Dennoch sandten Krönungen symbolische Botschaften aus, die von Beobachtern jedes Standes intuitiv verstanden wurden: Durch Salbung und Krönung wurde ein Mensch zu einem von Gott erwählten Monarchen, mit dem Ergreifen des Zepters übernahm er die Herrschaft über das Reich und indem er auf dem Thron Platz nahm, wurde die Beständigkeit und Rechtmäßigkeit der Herrschaft offensichtlich.

All diese Botschaften hatten bei Maria Theresia, der ersten weiblichen Landesherrin Österreichs, eine überproportionale Bedeutung. Die Erbhuldigung in Wien durch die niederösterreichischen Stände exakt 33 Tage nach dem Tod ihres Vaters im November 1740 war der Auftakt ihrer Herrschaft. Noch nie war einem neuen Landesherrn in Wien so schnell gehuldigt worden – die Zeremonie schaffte Fakten und brachte Kritiker der weiblichen Erbfolge zum Schweigen.

Eine besondere Bedeutung hatte die Krönung Maria Theresias zum „König“ in Ungarn, dem souveränen Königreich innerhalb des habsburgischen Herrschaftsgeflechts. Maria Theresia wurde nach dem gleichen Ablauf wie ihre männlichen Vorgänger gekrönt und während der Zeremonie als „Rex“ – also „König“ ­– angesprochen. Dadurch vermittelte sie gegenüber Berichterstattern und Beobachtern im In- und Ausland, dass sie dieselben Rechte, Privilegien und Herrschaftsbefugnisse wie ein männlicher König hatte. Die ungarische Krone, die angeheirateten Königinnen traditionell nur über die Schulter gehalten wurden, trug sie stolz auf dem Kopf.

Manche Variationen vom überlieferten Zeremoniell mussten jedoch aus Gründen der Schicklichkeit vorgenommen worden. Wegen ihrer Schwangerschaft konnte Maria Theresia bei der Prozession durch Wien nicht reiten, sondern wurde in einer Sänfte getragen. Und den traditionellen Krönungsritt in Pressburg, bei dem sie das Krönungsschwert in alle vier Himmelsrichtungen schwang, um die Verteidigung ihres Königreichs zu demonstrieren, absolvierte Maria Theresia im Damensattel. Die Botschaft der Stärke, die sie auszusenden suchte, wurde dadurch kaum abgeschwächt. Es wurde offensichtlich, dass Maria Theresias Geschlecht für die Ausübung ihrer Herrschaft kein Hinderungsgrund sein werde.

Sandra Hertel