Die Kapuzinergruft – letzte Residenz der Habsburger

Barockes Memento mori - Motiv aus der Kapuzinergruft

Doppelsarkophag für Maria Theresia und Franz I. in der Kapuzinergruft, Foto, 1910

Kaiser Franz Joseph am Sarg Elisabeths in der Kapuzinergruft, Öldruck, 20. Jahrhundert

Schrank zur Aufbewahrung der Schlüssel zu den Särgen der Habsburger, hergestellt von Hoftischler Alexander Albert, 1895

So sehr die imperiale Vergangenheit Wiens auch in der ganzen Stadt spürbar ist, so nah ist man den Habsburgern nur hier: in der Kaisergruft.

Barockes Memento mori - Motiv aus der Kapuzinergruft

Doppelsarkophag für Maria Theresia und Franz I. in der Kapuzinergruft, Foto, 1910

Kaiser Franz Joseph am Sarg Elisabeths in der Kapuzinergruft, Öldruck, 20. Jahrhundert

Schrank zur Aufbewahrung der Schlüssel zu den Särgen der Habsburger, hergestellt von Hoftischler Alexander Albert, 1895

Die auch als Kaisergruft bezeichnete Kapuzinergruft am Neuen Markt in Nähe der Wiener Hofburg ist seit 1617 die Familienbegräbnisstätte der Habsburger. Ursprünglich war ihre Errichtung nach der Rückkehr der kaiserlichen Familie von Prag nach Wien von Kaiserin Anna testamentarisch nur für sich und ihren Gemahl Kaiser Matthias festgelegt. Doch die Grabanlage wurde in den folgenden Jahrhunderten ständig erweitert und dient heute als Ruhestätte für die sterblichen Überreste von 149 Personen, darunter nicht weniger als zwölf Kaiser und 19 Kaiserinnen und Königinnen. Um auch die Hofpfarrkirche St. Augustin und den Dom zu St. Stephan in die Zeremonien einzubeziehen, wurden zahlreiche Habsburger nach ihrem Tod einem seltsamen Ritual unterzogen: Nur ihre Körper wurden in der Kapuzinerkirche beigesetzt; ihre Eingeweide hingegen in der Herzogsgruft des Stephansdoms und ihre Herzen in der Loreto-Kapelle der Augustinerkirche aufbewahrt. Diese Tradition der getrennten Körper-, Herz- und Eingeweidebestattung hielt sich vom Tod Ferdinands IV. 1654 bis zum Tod Erzherzog Franz Karls 1878.

In der Kapuzinergruft ruhen die Körper der Habsburger in Holzsärgen, ausgelegt mit schwarzem Samt und Goldstoff bei den Männern, mit rotem Samt und Silberstoff für die Frauen. Diese Holzsärge wiederum sind in Prunksarkophage gebettet. Interessant ist es, die Gestaltung der Särge über die Jahrhunderte zu verfolgen:  Die anfänglich einfache christliche Symbolik der Sarkophage wurde im späten 17. Jahrhundert von einer zunehmend pompösen Gestaltung unter Verwendung weltlicher Herrschaftszeichen abgelöst. Ihren Höhepunkt fand diese Entwicklung im prunkvollen Doppelsarkophag Maria Theresias und Franz Stephans. Der im deutlichen Kontrast dazu stehende schmucklose Sarkophag Josephs II. zeigt eine Zeitenwende an. Die Sarkophage des 19. und 20. Jahrhunderts zeichnen sich dagegen durch eine schlichte Monumentalität aus.

Bis heute wird die Kapuzinergruft von den Ordensbrüdern der Kapuziner betreut. Da Luftfeuchtigkeit, Temperaturschwankungen und schließlich die zahlreichen Besucher den Prunksarkophagen schaden, wurden Mitte des 19. Jahrhunderts erste Restaurationen nötig. Seit 1956 engagiert sich die "Gesellschaft zur Rettung der Kapuzinergruft" und bemüht sich, über die Probleme zu informieren und Gelder für die komplexen Sanierungsarbeiten aufzutreiben.

Wer in der Kapuzinergruft bestattet werden darf, bestimmt nach wie vor die Familie Habsburg-Lothringen. Die letzte von einer größeren Öffentlichkeit wahrgenommene Bestattung erfolgte im Juli 2011, als Otto Habsburg-Lothringen (1912-2011) in der Kapuzinergruft seine letzte Ruhestätte fand. Die tatsächlich letzte Bestattung fand am am 7. Oktober 2023 statt, als Prinzessin Yolande de Ligne (1923-2023), Gattin von Karl Ludwig Habsburg-Lothringen (1918-2007), eines jüngeren Bruders von Otto Habsburg-Lothringen, beigesetzt wurde. Da die Platzreserven nun ausgeschöpft sind, ist keine weitere Bestattung mehr in der Kapuzinergruft geplant.

Sonja Schmöckel