J. G. Haid (nach J. N. Steiner): Angelo Soliman, Schabblatt, um 1750

Werkstatt des Hofmalers Martin van Meytens: Einzug der Braut (Detail), Teil des Bildzyklus anlässlich der Hochzeit Joseph II. mit Isabella von Parma im Jahre 1760, Ölgemälde, fertiggestellt 1763

Angelo Soliman

J. G. Haid (nach J. N. Steiner): Angelo Soliman, Schabblatt, um 1750

Werkstatt des Hofmalers Martin van Meytens: Einzug der Braut (Detail), Teil des Bildzyklus anlässlich der Hochzeit Joseph II. mit Isabella von Parma im Jahre 1760, Ölgemälde, fertiggestellt 1763

Das Schicksal des Angelo Soliman, der im Wien des 18. Jahrhunderts als "hochfürstlicher Mohr" zu einiger Bekanntheit kam, ist charakteristisch für den Umgang der 'aufgeklärten Gesellschaft' mit dem Fremden. Menschen mit schwarzer Hautfarbe galten in Mitteleuropa als menschliche Versatzstücke der exotischen Mode des Rokoko.

J. G. Haid (nach J. N. Steiner): Angelo Soliman, Schabblatt, um 1750

Werkstatt des Hofmalers Martin van Meytens: Einzug der Braut (Detail), Teil des Bildzyklus anlässlich der Hochzeit Joseph II. mit Isabella von Parma im Jahre 1760, Ölgemälde, fertiggestellt 1763

Soliman wurde um 1720 in Afrika geboren und von Sklavenhändlern als Kind nach Europa verkauft. In mehreren Adelshäusern zunächst als Lakai tätig, zeigten sich schon bald seine vielfältigen Begabungen und intellektuellen Fähigkeiten, die ihm das Wohlwollen der höheren Gesellschaft verschafften. Soliman sprach mehrere Sprachen und galt als ein brillanter Schachspieler. 1753 kam er in den Haushalt des Fürsten Joseph Wenzel von Liechtenstein.

Im Leben von Angelo Soliman gab es aber auch einige Berührungspunkte mit dem Haus Habsburg. 1760 begleitete Soliman seinen Dienstgeber Fürst Liechtenstein in dessen Funktion als Brautwerber für Isabella von Parma, die zukünftige Gemahlin Josephs II. Er ist daher auch in der Darstellung des Einzuges der Braut als Teil der Schönbrunner Bilderserie zur Hochzeit abgebildet. Man sieht ihn direkt neben der Kutsche Liechtensteins schreitend, gekleidet in ein eigenartig orientalisch gestaltetes Gewand, das wohl seine Exotik unterstreichen sollte und ihn trotz aller gesellschaftlicher Wertschätzung als Schaustück erscheinen lässt.

Soliman wurde auch von Joseph II. als hoch gebildeter Gesprächspartner geschätzt. Die Vertrautheit mit dem Kaiser brachte ihn später in Probleme, als dieser durch eine ungewollte Indiskretion die geheime Eheschließung Solimans mit Magdalena von Kellermann 1768 an Liechtenstein verriet. Der Fürst, der von seiner Dienerschaft absoluten Gehorsam auch in privaten Dingen verlangte, verzieh Soliman seine 'Eigenmächtigkeit' nicht und verstieß ihn aus seinem Haus.

Trotz seiner Verankerung in der Wiener Gesellschaft – Soliman war unter anderem Mitglied der Freimaurerloge "Zur wahren Eintracht" und damit Logenbruder Mozarts – wurde sein Leichnam von Kaiser Franz II./I. für das k. k. Hof-Naturalienkabinett erworben. Ungeachtet der Proteste der Tochter Solimans wurde der Leichnam als Ausstellungsobjekt präpariert. Die Installation, in der die Überreste Solimans dem Publikum präsentiert wurden, zeigt deutlich, wie die zu Lebzeiten als Intellektueller etablierte Person Solimans posthum zum 'edlen Wilden' degradiert wurde: Mit Lendenschurz, Federkrone und Muschelketten bekleidet stand er gemeinsam mit drei anderen ausgestopften Menschen schwarzer Hautfarbe vor einer tropischen Landschaftskulisse, umgeben von exotischen Tierpräparaten.

1848 wurden die auf entwürdigende Weise missbrauchten sterblichen Überreste Angelo Solimans durch Brand infolge der Kampfhandlungen während des Oktoberaufstandes zerstört.

Martin Mutschlechner