Ein Mythos entsteht – Maria Theresia und Schönbrunn

Bernardo Bellotto, gen. Canaletto: Schönbrunn - Ehrenhofseite, Ölgemälde, 1759/60

Georg Nicolai: Ansicht der Anlage von Schloss Schönbrunn, Kupferstich, 1749

Foto der Schneckenstiege im Hauptgebäude des Schlosses

Carl Schütz: Das Schloss Schönbrunn gegen den Garten, Kupferstich, 1782

Schönbrunn war Maria Theresias Lebenswerk. Das, was sich heute als Gesamtkunstwerk des Rokoko darstellt, muss für die Zeitgenossen wie eine ewige Baustelle gewirkt haben, denn Maria Theresia ließ kaum einen Stein auf dem anderen. Am Ende ihres Lebens war Schönbrunn zu einem Denkmal der 'großen Kaiserin' geworden.

Bernardo Bellotto, gen. Canaletto: Schönbrunn - Ehrenhofseite, Ölgemälde, 1759/60

Georg Nicolai: Ansicht der Anlage von Schloss Schönbrunn, Kupferstich, 1749

Foto der Schneckenstiege im Hauptgebäude des Schlosses

Carl Schütz: Das Schloss Schönbrunn gegen den Garten, Kupferstich, 1782

Bereits 1743, ganz zu Beginn ihrer Regentschaft, fasste sie den Entschluss, die als großartiges Projekt begonnene, aber dann halbfertig liegen gebliebene Anlage als Residenz auszubauen. Trotz der kostspieligen Kriege, in denen die junge Herrscherin ihr Erbe zu behaupten versuchte, wurden kontinuierlich Geldmittel für das Lieblingsprojekt bereitgestellt.

Der Ausbau der Schlossanlage erfolgte in mehreren Phasen, wobei es zu einer kompletten Neuorganisation der Innenaufteilung und Umgestaltung der Räume kam. So wurde zum Beispiel der Mitteltrakt des Schlosses durch den Einbau der berühmten Großen Galerie vollständig verändert. Die Umbauten bedurften exakter Planung, da die Bauarbeiten auf den Ablauf des Hoflebens Rücksicht nehmen mussten. Der verantwortliche Hofarchitekt Nikolaus Pacassi arbeitete ganz nach dem Geschmack der ungeduldigen Bauherrin. Schnell und kostengünstig vermochte er die konkreten Vorstellungen der Herrscherin umzusetzen. Er galt als Organisationstalent, bei dem wirtschaftliches Denken vor künstlerischer Originalität ging.

Charakteristisch für Maria Theresia war der pragmatische Umgang mit den Vorgaben der übernommenen Baumassen, Nützlichkeit war oberste Priorität. Da auf Grund der rasant wachsenden Familie steter Platzmangel herrschte, wurden größere Räume unterteilt und sogar zwischen dem ersten und zweiten Stockwerk ein zusätzliches Mezzaningeschoss eingezogen. Die daraus resultierende Kleinteiligkeit der Räume wurde von manchen ZeitgenossInnen Maria Theresias als großer Mangel gesehen, heute jedoch gerne als vorbiedermeierlicher Anspruch auf Wohnlichkeit der 'mütterlichen Kaiserin' ausgelegt.

Der Geist Maria Theresias und Schönbrunn als bauliches Zeugnis der Epoche der 'habsburgischen Übermutter' galten auch für die nachfolgenden Generationen des Hauses Habsburg als programmatische Vorgaben. Bezeichnend ist die besondere Verbundenheit Franz Josephs mit Schönbrunn, das man auch als bauliches Pendant zu seiner neoabsolutistisch geprägten Politik sehen kann. Der 'Alte Herr in Schönbrunn' sollte schlussendlich zu einem Denkmal seiner selbst werden.

Martin Mutschlechner