Des Kaisers Architekten

Gottfried Semper: Entwurf der Neuen Burg, um 1900

Porträt des Architekten Gottfried Semper, Buchillustration, 19. Jahrhundert

Porträt Karl von Hasenauer

Ein ungleiches Architektendou plant im großen Stil die kaiserlichen Neubauten an der Ringstraße und endet im Streit.

Gottfried Semper: Entwurf der Neuen Burg, um 1900

Porträt des Architekten Gottfried Semper, Buchillustration, 19. Jahrhundert

Porträt Karl von Hasenauer

Um einen Architekten für die Hofmuseen zu finden, wurde – wie auch schon für den Stadterweiterungsplan – ein Wettbewerb ausgeschrieben. Dieser führte allerdings nicht zum Erfolg, die eingereichten Entwürfe waren undurchführbar. Daher berief Franz Joseph 1869 den internationalen Stararchitekten Gottfried Semper nach Wien, der als Schiedsrichter über die Projekte für die Hofmuseen entscheiden sollte. Der Erbauer der Dresdener Oper hatte eine stürmische Vergangenheit: 1849 musste er aufgrund seiner Beteiligung an der Revolution aus Sachsen fliehen – 20 Jahre später plante er nun den Regierungssitz des reaktionären Kaisers. Und das tat er im großen Stil: Aus dem Museumsprojekt machte er das Kaiserforum.

Als Juniorpartner holte der 66-jährige Semper den bislang fast gänzlich unbekannten, 30 Jahre jüngeren Zimmermannssohn Carl Hasenauer (einen Schüler von Sicardsburg und van der Nüll, den Erbauern der Hofoper an der Ringstraße) an Bord. Nach Sempers Entwürfen begannen sie die Ausführung der Hofmuseen, des Hofburgtheaters und der Neuen Burg.

Allerdings endete das ungleiche Architektenduo im Streit: Semper verließ Wien 1876 für immer und starb drei Jahre später in Rom. Hasenauer sah seine Stunde gekommen: Er führte den Bau der von Semper geplanten Gebäude ganz in dessen Sinn und – sehr dekorativen – Stil zu Ende, forderte jedoch auch den Ruhm für den Entwurf für sich allein, was von Sempers Erben vehement bestritten wurde.

Die Neue Hofburg wurde nach Hasenauers Tod schließlich von Ludwig Baumann vollendet. Er war der Lieblingsbaukünstler des architektonisch interessierten Thronfolgers Franz Ferdinand, dem der Kaiser 1898 die Leitung über den weiteren Ausbau der Hofburg überlassen hatte. Baumann baute im Stil des Historismus und war daher beliebt beim Herrscherhaus – anders als die 'Erneuerer' wie etwa Adolf Loos oder Otto Wagner, der bei Ausschreibungen immer wieder übergangen wurde, da seine Ideen dem Kaiser suspekt waren.

Julia Teresa Friehs