Philipp II.: Prägende Jugendjahre

Alonso Sánchez Coello: König Philipp II. von Spanien, Porträtgemälde, 1566

Philipp war der erstgeborene Sohn von Karl V. und Isabella von Portugal. Aufgrund der langen Abwesenheit des Vaters wuchs er vornehmlich bei der Mutter auf und nahm Mentalität und Lebensstil eines Spaniers an.

Alonso Sánchez Coello: König Philipp II. von Spanien, Porträtgemälde, 1566

Der am 21. Mai 1527 in Valladolid geborene Prinz war ein intelligentes Kind und erhielt eine umfassende Ausbildung, sodass er als einer der gebildetsten Monarchen seiner Zeit galt. Er entwickelte eine manische Sammelleidenschaft, die sich auf Bücher und Kunstgegenstände, aber auch mechanische Instrumente und Reliquien erstreckte.

Bei Philipp zeigten sich früh Charaktereigenschaften, die sich später noch verstärken sollten, wie Introvertiertheit, emotionale Kühle und ausgeprägte Religiosität. Das ihm von Kindheit an vermittelte monarchische Bewusstsein, das bei ihm extrem ausgeprägt war, ließ ihn einen Abstand legen selbst zu seiner engsten Umgebung. Bestimmend für seinen Lebensstil war sein Sinn für die rituelle Regelmäßigkeit des Zeremoniells: Sein Tagesablauf musste einer starren Routine und einem strengen Zeitplan folgen. Großes Augenmerk legte er auf Gesundheit und Reinlichkeit.

Früh und noch zu Lebzeiten des Vaters trat Philipp ins Rampenlicht der Politik: 1543 – Philipp war 16 Jahre alt – erhielt er aus den Händen seines von ihm vergötterten Vaters Karl die Herrschaft im spanischen Herzland überantwortet.

Im selben Jahr feierte er Hochzeit mit der gleichaltrigen Maria Manuela, Tochter des portugiesischen Königs Johann III. und Katharinas von Spanien, einer Schwester seines Vaters. Die jungen Eheleute waren also Cousin und Cousine ersten Grades. Der politische Hintergrund dieser Verbindung war das Bemühen, die Beziehungen zwischen der spanischen und portugiesischen Dynastie zu festigen. Damit verband sich das Ziel, im Falle des Aussterbens des portugiesischen Königshauses auch das letzte unabhängige Königreich auf der iberischen Halbinsel unter spanische Herrschaft zu bringen, nachdem die Urgroßeltern bereits die Königreiche Kastilien, Aragon und Granada vereinigt hatten.

Die Ehe dauerte nur zwei Jahre, da die junge Gattin nach der Geburt des ersten Kindes, das nach dem Großvater auf den Namen Karl getauft wurde, 1545 im Kindbett starb. Philipp war mit 18 Jahren bereits Witwer – eine Erfahrung, die er im Laufe seines Lebens noch öfter machen sollte.

1548 verließ Philipp erstmals Spanien und besuchte für mehrere Jahre die verschiedenartigen Territorien, die unter habsburgischer Herrschaft standen. Es kam dabei auch zu einem Treffen mit Vertretern der österreichischen Linie des Hauses. Anders als die meisten Habsburger der Generationen vor ihm, die in der Regel eine äußerst polyglotte und internationale Sozialisierung durchliefen, war Philipp in Spanien mit kastilischer Muttersprache aufgewachsen, ohne andere wichtige Sprachen ausreichend gelernt zu haben: Philipp sprach kaum Französisch, Italienisch oder Deutsch. Verstärkt durch seine Distanziertheit verhinderte dieses Manko eine Kommunikation mit der anderssprachigen Umwelt, und so galt er in der österreichischen Verwandtschaft bald als hochmütig.

In den Niederlanden kam er in Kontakt mit dem dortigen reichen Kulturleben, das ihn prägen sollte. Zeit seines Lebens war er ein eifriger Sammler von Werken flämischer Maler.

1554 reiste er nach England, wo er seine zweite Frau, Maria aus dem Hause Tudor ehelichte. Aufgrund der unter ihrer Regentschaft stattfindenden Verfolgungen von Nichtkatholiken erhielt sie in der Geschichtsschreibung den Beinamen „die blutige“ (englisch: Bloody Mary). Der  Hintergrund für diese Heirat waren die missionarischen Bemühungen, durch diese Verbindung die Rückkehr Englands in den Schoß der katholischen Kirche zu ermöglichen. Der Plan war, dass der erhoffte Sohn aus dieser Beziehung neben England, dem Erbe mütterlicherseits, vom Vater die Herrschaft über die Niederlande erhalten würde, und somit ein den Ärmelkanal umspannendes Großreich entstanden wäre, das zusammen mit Spanien Frankreich eingekreist hätte.

Dieser Plan ging nicht auf: auf Druck des englischen Adels musste Philipp auf jegliche Mitsprache in der Regierung verzichten. Die Ehe mit der ältlichen und kränklichen englischen Königin blieb kinderlos und wurde zu einer Fernbeziehung, da Philipp bereits 1555 in die Niederlande zurückging, wo er nach dem Rückzug seines Vaters als Herrscher die Macht übernahm.

Martin Mutschlechner