El Siglo de Oro – Das Spanische Zeitalter

Sánchez Coello: König Philipp II. von Spanien, Brustbild in spanischer Hoftracht mit dem Orden vom Goldenen Vlies

König Philipp II. war die Verkörperung der spanischen Dominanz im späten 16. Jahrhundert: „Felipe segundo sin segundo“ – Es gibt keinen zweiten Philipp den Zweiten – war ein geflügeltes Wort im goldenen Zeitalter Spaniens.

Sánchez Coello: König Philipp II. von Spanien, Brustbild in spanischer Hoftracht mit dem Orden vom Goldenen Vlies

Die spanische Linie der Habsburger – oder der Casa de Austria, wie die Dynastie von den Zeitgenossen bezeichnet wurde – war die mit Abstand bedeutendste Macht am Kontinent. Der spanische Lebensstil war das verbindliche Vorbild für die höfische Kultur im frühneuzeitlichen Europa des späten 16. und der ersten Hälfte des 17. Jahrhunderts, auch bei politischen Gegnern. Der spanische Stil stand für förmliche Strenge, kühle Distanz und Beherrschung des Affekts.

Dies war vor allem in der spanischen Mode zu erkennen, die bei Männern aus einer Halskrause, einem kurzen Mantel und gebauschten Hosen, bei Frauen aus steifen, hochgeschlossenen Kleidern bestand. Die strenge spanische Tracht folgte nicht der Form des menschlichen Körpers, sondern umschloss diesen wie ein Panzer.

Das Zeitalter der spanischen Dominanz hinterließ auch auf der iberischen Halbinsel selbst bleibende kulturelle Werte: Vor allem in der Malerei wurden von Künstlern wie Velázquez, Murillo oder El Greco Meisterwerke geschaffen, die zu den Höhepunkten der europäischen Kultur zählen. Die kastilische Sprache war nun die dominante Verwaltungs- und Verkehrssprache in Spanien und in den von Philipp beherrschten Gebieten. Sie wurde auch die Sprache der höfischen Literatur, begründet von den Dramen und der Dichtung von Lope de Vega und Calderon sowie von den beliebten Ritterromanen. Heute gehört vor allem Cervantes’ Satire auf den spanischen Adelsstolz, verkörpert durch die Romanfigur Don Quijote, zur Weltliteratur.

Der Hintergrund der enormen Strahlkraft Spaniens in der zweiten Hälfte des 16. Jahrhunderts war die Ausbeutung der Kolonien. Der ständige Strom von Gold und Silber aus Südamerika wurde die Quelle eines schier unerschöpflichen Reichtums, der sich aber als zweischneidiges Schwert entpuppen sollte, denn dieser hatte eine nachteilige Wirkung für die spanische Wirtschaft in Form einer galoppierenden Inflation.

Trotz des beginnenden inneren Verfalls konnte die Fassade der Großmacht lange gewahrt bleiben. Erst in der zweiten Hälfte des 17. Jahrhunderts sollte die französische Hofkultur die Führungsrolle übernehmen.

Martin Mutschlechner