Maximilian und die habsburgische Heiratspolitik

Bernhard Strigel: Kaiser Maximilian I. mit seiner Familie als Heilige Sippe, 1520, Öl auf Holz

Jörg Kölderer: Triumphzug, Der Triumphwagen des Kaisers mit seiner Familie

Beginnend mit Maximilian wurde dank einiger strategischer Heiraten binnen dreier Generationen der Grundstein für den späteren Aufstieg der Dynastie zu einer europäischen Großmacht gelegt.

Bernhard Strigel: Kaiser Maximilian I. mit seiner Familie als Heilige Sippe, 1520, Öl auf Holz

Jörg Kölderer: Triumphzug, Der Triumphwagen des Kaisers mit seiner Familie

Die erste dieser bedeutenden Heiraten war Maximilians eigene Hochzeit: Die Burgundische Heirat mit der reichsten Erbtochter des damaligen Europa, Maria von Burgund, ermöglichte es der Dynastie, auch in Westeuropa Fuß zu fassen, noch dazu in Territorien wie Flandern und Brabant, die mit ihrer blühenden Stadtkultur zu den damals wirtschaftlich und kulturell am höchsten entwickelten Gebieten Europas zählten.

Diese Heirat brachte den Habsburger auch in Konkurrenz mit dem französischen Königtum, denn die dort herrschende Dynastie der Valois pochte ebenfalls auf ihre Ansprüche auf das burgundische Erbe, was die Ursache für die „Erbfeindschaft“ zwischen den beiden Monarchien war, die die europäische Geschichte der Frühneuzeit prägen sollte.

Die zweite Heirat im Haus Habsburg, die „die Welt verändern“ sollte, war die Spanische Heirat von Maximilians Sohn Philipp. 1496 wurde Philipp („der Schöne“) mit Johanna („der Wahnsinnigen“), Erbin von Kastilien und Aragon, verheiratet. Gleichzeitig vermählte sich Johannas Bruder Johann mit Philipps Schwester Margarete. Johann, der designierte Thronfolger, starb jedoch kurz darauf, sodass Philipp nun als Gatte der Kronerbin Ansprüche auf den spanischen Thron stellen konnte.

Der politische Hintergrund für diese habsburgisch-aragonische Verbindung war der französische Vorstoß auf Neapel. Ferdinand II. von Aragon, dessen Familie 1442 dieses süditalienische Königreich unter ihre Herrschaft gebracht hatte, suchte einen Verbündeten, den er in Maximilian fand, der aufgrund der französischen Ansprüche auf das burgundische Erbe mit König Karl VIII. in Konflikt geraten war.

Damals bildete sich erst dank der Verbindung von Johannas Eltern, Isabella von Kastilien und Ferdinand II. von Aragon, die spanische Monarchie. Die Entdeckung Amerikas war noch ein Versprechen für die Zukunft, die daraus entstehenden Möglichkeiten hatte man damals noch gar nicht realisiert. Dies galt auch für die Heirat selbst, denn Johanna stand an vierter Stelle der Erbfolge. Erst dank einiger Zufälle wurde das Potenzial dieser Verbindung Realität. Die historischen Folgen dieser Ehe erlebte Maximilian nicht mehr, denn erst sein Enkel Karl V. erntete – bildlich gesprochen – die Früchte des von Maximilian gepflanzten Baumes und führte Spanien zur Großmacht.

Die dritte weichenstellende Heirat war die Jagiellonische Doppelhochzeit von 1515, die die Enkelgeneration Maximilians betraf. Dieser ging eine Abmachung zwischen Maximilian und Wladislaus Jagiello, König von Ungarn und Böhmen, voraus, wonach die Kinder der beiden Dynastien miteinander verheiratet werden sollten, um gegenseitige Erbansprüche im Falle des Aussterbens zu sichern.

Die Enkeltochter des Habsburgers, Erzherzogin Maria, wurde bereits 1506 einem – bis dato noch gar nicht geborenen – Sohn von Wladislaw (der dann in Gestalt Ludwigs II. Jagiello tatsächlich zur Welt kam) versprochen. Bei der Hochzeit 1515 in Wien stand wiederum auf habsburgischer Seite nicht fest, welcher von Maximilians Enkelsöhnen Wladislaus‘ Tochter Anna heiraten sollte. Somit fungierte Maximilian als Platzhalter für einen seiner Enkelsöhne (Karl oder Ferdinand) als Bräutigam Annas. Schließlich wurde Erzherzog Ferdinand Annas Gatte. Der Erbfall trat früher ein als erwartet, denn der junge König Ludwig fiel 1526 erst 20-jährig in der Schlacht von Mohács gegen die Osmanen. In Folge konnten die Habsburger Ungarn und Böhmen dauerhaft unter ihre Herrschaft bringen.

Martin Mutschlechner