Gefährlich nahe
Auf der Simmeringer Had’ (Heide), hat’s an Schneider verwaht (wurde gehängt). Es g’schicht (geschieht) ihm schon recht, warum sticht er so schlecht. Dieses Spottlied erinnert an die gefährliche Begegnung Franz Josephs I. mit dem Schneider Johann Libényi
Dieses gereimte Spottlied ist im Wiener Volksmund entstanden. So steht die Bezeichnung "Had" für Heide, "verwaht" für aufgehängt.Spottlied über die Hinrichtung Libényis: Auf der Simmeringer Had’, hat’s an Schneider verwaht Es g’schicht ihm schon recht, warum sticht er so schlecht. Auf der Simmeringer Had’, hat’s an Schneider verwaht Mit der Nadel samt dem Öhr, samt dem Zwirn und der Scher’. Auf der Simmeringer Had’, hat’s an Schneider verwaht Allen sei es a Lehr, er lebt nimmermehr. Und Leut’ln hurcht’s auf, der Wind hört schon auf, gang er allerweil so furt, wa ka Schneider mehr durt.
"Ich, Maximilian Graf O’Donell, kaiserlicher Adjutant, begleite den Kaiser wie an so vielen Tagen auf die Kärtnertor-Bastei in Wien zum Spaziergang, so auch am 18. Februar 1853. Einige wenige Passanten nützen ebenfalls den Tag und promenieren entlang dieser Bastei. Vor mir in kleiner Entfernung sehe ich auch Kaiser Franz Joseph gegen eine Balustrade gelehnt. Ich bin gerade im Begriff auf ihn zuzugehen, als plötzlich von hinten ein Mann mit einem Messer in der Hand auf ihn zurennt. Zuerst etwas verwirrt, wird mir bewusst, dass das Ziel dieses Mannes der Kaiser höchstpersönlich ist. Sofort renne ich auf den Kaiser zu, packe den Attentäter an der Hand. Doch der Dolch saust unerbittlich nieder. Das Blut verteilt sich auf meinem Handschuh. Ein weiterer Passant, wie sich später herausstellte der Fleischhauer Josef Ettenreich, hindert den Attentäter vor weiteren Einstichen auf den Kaiser. Während ich den Übeltäter mit meinem Säbel unter Kontrolle halte, richtet sich der Kaiser glücklicherweise wieder auf, ohne gröbere Verletzungen davon getragen zu haben."
So könnte der Augenzeugenbericht von Maximilian Graf O’Donell über das Attentat auf Kaiser Franz Joseph gelautet haben.
Gefährlich nahe kam an jenem Tag der Schneidergeselle Johann Libényi dem Kaiser. Der Einsatz von Maximilian Graf O’Donell und Josef Ettenreich verhinderte einen tödlichen Ausgang. Die Mordmotive sind bis heute ungeklärt. Mutmaßungen reichen von einem aus dem Nationalitätenkonflikt heraus getätigten Anschlag des Ungarn Libényi bis hin zu Eifersucht, da der Kaiser angeblich Interesse an Libényis Frau gezeigt haben soll. Der Attentäter wurde auf der Simmeringer Heide hingerichtet, wovon nachfolgendes Spottlied berichtet. Der Fleischhauer Josef Ettenreich erhielt den Adelstitel ‚von Ettenreich’. Die Büsten beider Retter sind am Heldenberg verewigt. Als Gedenken an diesen schrecklichen Tag wurde mit Spenden von BürgerInnen in Wien die Votivkirche errichtet. Auch der Komponist Johann Strauß (Sohn) huldigte dem vereitelten Attentat mit dem "Kaiser-Franz-Joseph I.-Rettungs- Jubelmarsch" (Op. 126.).