Fast eine Krone: Der österreichische Erzherzogshut

Der österreichische Erzherzogshut, 1616

Herzog Rudolf VI., Gemälde, 1360/65

Privilegium maius, gefälschte Urkunde mit Datierung 1156, 1358/59

Schädelreliquie des hl. Leopold; Fassung von 1677 und 1723

Der Erzherzogshut war das Symbol für einen Titel, der exklusiv (und nicht ganz rechtmäßig) für das Haus Habsburg geschaffen worden war: Herzöge gab es viele in der Welt des Feudaladels, aber Erzherzoge nur in Österreich.

Der österreichische Erzherzogshut, 1616

Herzog Rudolf VI., Gemälde, 1360/65

Privilegium maius, gefälschte Urkunde mit Datierung 1156, 1358/59

Schädelreliquie des hl. Leopold; Fassung von 1677 und 1723

Die Vorsilbe "Erz-" bedeutet immer eine hervorgehobene Stellung: Ähnlich wie ein Erzbischof über den Bischöfen steht, hatte der Erzherzog den Vorrang vor den gewöhnlichen Herzögen im Reich. Die Entstehung dieses Titels geht auf das im Auftrag von Herzog Rudolf IV. von Habsburg gefälschte Privilegium Maius aus dem Jahre 1359 zurück und wird als Reaktion auf die Goldene Bulle Kaiser Karls IV. gesehen, welche die Modalitäten der Wahl und der Krönung der römisch-deutschen Könige festlegte – und in der den österreichischen Habsburgern keine Kurstimme zugebilligt wurde. Der junge ehrgeizige Rudolf wollte mittels Urkundenfälschung den Rang seiner Dynastie bekräftigen und schuf den Titel eines Erzherzogs von Österreich, was die besondere Stellung der Habsburger unmittelbar nach den Kurfürsten, aber vor den übrigen Reichsfürsten unterstreichen sollte. Das Privilegium wurde jedoch als Fälschung erkannt und die daraus resultierenden Rechte der Habsburger von Kaiser Karl IV. aus dem Haus Luxemburg zurückgewiesen.

Rudolf IV. ließ zur Sichtbarmachung seines usurpierten Ranges eine einer Königskrone ähnliche Herrschaftsinsignie anfertigen, den Erzherzogshut. Die ursprüngliche Version, mit dem er auch auf seinem berühmten Porträt abgebildet ist, hat sich jedoch – falls sie überhaupt jemals existiert hat – nicht erhalten.

Der frühe Tod Rudolfs beendete zunächst die weitere Verfolgung der ambitionierten Pläne einer Aufwertung der Position der Habsburger im Reich. Der Gedanke wurde von Friedrich III., der seinen Vorfahren als Vorbild verehrte, wieder aufgenommen. 1453 ließ Friedrich, nachdem er die Herrschaft im Heiligen Römischen Reich errungen hatte, kraft seiner kaiserlichen Majestätsrechte die gefälschten Privilegien bestätigen. Dadurch wurde aus dem Herzogtum Österreich ein Erzherzogtum und die Habsburger nannten sich von nun an offiziell Erzherzoge von Österreich. Dieser Titel war im Hause Habsburg erblich und bildete den wichtigsten Teil der Titulatur aller legitimen Mitglieder der Dynastie.

In der Folge entstanden mehrere Versionen von Erzherzogshüten, die symbolisch für den für den Titel standen und nicht vergleichbar waren mit den "Heiligen Kronen" Böhmens oder Ungarns, welche die jeweiligen Königreiche verkörperten und von denen es nur eine einzige authentische Version gab.

Das bekannteste Exemplar eines Erzherzogshutes wurde 1616 von Erzherzog Maximilian III., Regent in Tirol und Hochmeister des Deutschen Ordens, einem Bruder Rudolfs II., gestiftet und dem Stift Klosterneuburg bei Wien zur Verwahrung übergeben, wo es sich bis heute befindet. In Klosterneuburg wurde der Erzherzogshut gemeinsam mit der Schädelreliquie des österreichischen Landespatrons Leopold aufbewahrt, wodurch sich die himmlischen Kräfte des Heiligen auf den damit 'gekrönten' Herrscher übertragen sollten.

Martin Mutschlechner