Erzherzog Albrecht in Uniform. Lithografie nach Zeichnung von Josef Kriehuber, 1851

Historische Fotoansicht des Albertina-Palais, um 1910

Erzherzog Albrecht: Die „graue Eminenz“

Erzherzog Albrecht in Uniform. Lithografie nach Zeichnung von Josef Kriehuber, 1851

Historische Fotoansicht des Albertina-Palais, um 1910

Erzherzog Albrecht war die „graue Eminenz“ im Umfeld Kaiser Franz Josephs.  Dank seiner militärischen Erfolge wurde er zu einer Autorität am Wiener Hof. Als Verfechter antiliberaler Grundsätze stand er in scharfem Gegensatz zu den Befürwortern einer Umgestaltung der Monarchie zu einem konstitutionellen Staatengebilde sowie zum liberalen Kurs von Kronprinz Rudolf.

Erzherzog Albrecht in Uniform. Lithografie nach Zeichnung von Josef Kriehuber, 1851

Historische Fotoansicht des Albertina-Palais, um 1910

Albrecht wurde als zweites Kind von Erzherzog Karl und Henriette von Nassau-Weilburg am 3. August 1817 in Wien geboren. Als Sohn des „Siegers von Aspern“ wurde er offenbar vom militärischen Gedankengut im väterlichen Haus geprägt und eiferte dem Vorbild des Vaters nach.

Der Habsburger zeigte in militärischen Belangen auch eine tatsächliche Begabung: Talentierter als die meisten männlichen Mitglieder der Dynastie, für die eine Armeekarriere eine Pflichtübung war, galt er bald als strategische Hoffnung der Dynastie. Man beeilte sich, das junge Talent für eine zukünftige Position in höchsten Rängen vorzubereiten. Bereits im Jugendalter wurde er Oberst eines Infanterie-Regiments. Geschult durch seinen als in militärischen Belangen als Autorität geltenden Vater stieg er rasch in höhere Positionen auf.

Seine ablehnende Einstellung gegenüber liberalen Tendenzen kam bereits früh zu Tage. Als kommandierender General für Niederösterreich und Wien trat er 1848 zurück, da der Hof seine Forderung ablehnte, die beginnende Revolution mit Waffengewalt niederzuschlagen.

Albrechts Haltung imponierte dem jungen Kaiser Franz Joseph, der ebenfalls gewillt war, den revolutionären Kräften mit Gewalt zu antworten. Er sah in Albrecht einen wichtigen Unterstützer seiner neoabsolutistischen Politik. Der junge Kaiser betraute seinen Verwandten mit hochrangigen Funktionen in der Militär- und Zivilverwaltung. So war es von 1851 bis 1860 die Aufgabe des Erzherzogs, als Gouverneur in Ungarn das erst kürzlich nach dem Unabhängigkeitskrieg 1848/49 nur dank russischer Waffenhilfe wieder unter österreichische Herrschaft gelangte Land im habsburgischen Sinn zu „befrieden“.

Albrechts Position als militärische Autorität der Dynastie wurde durch seinen 1866 in der Schlacht von Custozza erfochtenen Sieg gegen die für die Vereinigung Italiens kämpfende Armee Garibaldis gestärkt. Als Zeichen der Anerkennung ernannte Franz Joseph, der ja selbst wenig Talent zum Feldherrn zeigte, seinen von ihm bewunderten Verwandten zum General-Inspektor der k.u.k. Armee. Albrecht wurde somit zum obersten Entscheidungsträger in militärischen Belangen.

Albrechts politische Haltung war von einer kompromisslos ablehnenden Haltung gegenüber dem Liberalismus geprägt. Seine konservative Grundhaltung ließ ihn auch zum gefährlichen Gegner Kronprinz Rudolfs werden. Die beiden hegten eine offen zur Schau getragene Ablehnung gegeneinander.

Albrecht behielt seine einflussreichen Posten bis ins hohe Alter, obwohl er gegen Ende seines Lebens fast gänzlich erblindete. Der greise Erzherzog wurde somit zu einem Symbol der Stagnation und Erstarrung am Wiener Hof der Spätzeit Kaiser Franz Josephs.   

Da seine 1844 erfolgte Heirat mit Hildegard (1825–1864), Tochter König Ludwigs I. von Bayern, ohne überlebende männliche Nachkommen geblieben war, adoptierte er die drei Söhne seines Bruders Erzherzog Karl Ferdinand.

Der Älteste, Erzherzog Friedrich (1856–1936), galt dank des Erbes nach seinem Onkel und Adoptivvater Albrecht und seines persönlichen Talents in wirtschaftlichen Angelegenheiten als der reichste Habsburger seiner Zeit. Beim Ausbruch des Ersten Weltkrieges wurde er pro forma mit dem Oberbefehl der österreichisch-ungarischen Streitkräfte betraut. Er war aber vor allem mit repräsentativen Aufgaben beschäftigt, denn die tatsächliche Führung der Truppen übernahm Generalfeldmarschall Conrad von Hötzendorf. Als blasierter und dümmlicher „Erzherzog Bumsti“ wurde Friedrich von Karl Kraus in den „Letzten Tagen der Menschheit“ ein wenig schmeichelhaftes literarisches Denkmal gesetzt.

Albrecht hatte zwei leibliche Töchter: die ältere, Maria Theresia (1845–1927), die Herzog Philipp von Württemberg heiratete, bewohnte mit ihrer Familie das heute als Hotel Imperial bekannte Palais an der Wiener Ringstraße. Die jüngere Tochter Mathilde (1849–1867) wurde Opfer eines tragischen Brandunfalles: Aus Angst beim Rauchen entdeckt zu werden, versuchte sie eine brennende Zigarette unter ihrem Kleid zu verstecken, woraufhin das Kleid Feuer fing. Die junge Erzherzogin starb mit nur 18 Jahren an den schweren Brandwunden.

An den am 18. Februar 1895 in seiner Villa in Arco (damals Tirol, heute Provinz Trentino, Italien) verstorbenen Erzherzog Albrecht erinnert vor allem sein Reiterdenkmal auf der Augustinerbastei vor seinem Wiener Palais, das heute als  Albertina bekannt ist. 

Martin Mutschlechner