Tote Spatzen und Gebete gegen Heuschrecken – Maßnahmen zur Ertragssteigerung
Wo es nicht genügend Land für die Landwirtschaft gab, mussten andere Mittel und Wege her: Neue Getreidesorten, Aufteilung des Bodens und Düngemittel.
Weil die Ausdehnung der landwirtschaftlichen Flächen durch Roden von Wäldern oder Trockenlegung von Sümpfen nur bedingt möglich war, galt die Intensivierung als Ausweg aus der Versorgungskrise. Um die Erträge zu steigern, wurde die Landwirtschaft insgesamt umstrukturiert. Die Brache – jene Ackerfläche, die unbebaut blieb, damit sich der Boden regenerieren konnte – sollte nun ebenfalls bepflanzt werden. Um eine Auslaugung des Bodens zu verhindern, sollte ein regelmäßiger Wechsel von Getreide- und Blattfrüchten gesichert werden (Fruchtwechselwirtschaft).
Verordnet wurde außerdem eine Aufteilung der Allmende – der von den BewohnerInnen einer Gemeinde oder Siedlung gemeinsam bewirtschafteten Flächen (Wälder, Wiesen, Äcker, Teiche). Man glaubte, dass eigenes Land gewinnbringender genutzt würde.
Höhere Erträge brachten außerdem neue Produkte wie Mais und Kartoffeln sowie andere Formen der Düngung. Neben tierischen Exkrementen verwendete die bäuerliche Bevölkerung nun auch Kalk und Mergel als Düngemittel.
In der Viehhaltung setzte sich wiederum die sogenannte Sommerstallfütterung durch: Statt den Sommer über auf der Weide gehalten zu werden, wurden die Tiere nun während des ganzen Jahres im Stall behalten, weil dafür weniger Weideflächen nötig waren. Neben Gras spielte dabei der Klee eine wichtige Rolle, da er nicht nur als Futterpflanze diente, sondern auch den Boden mit Stickstoff versorgte. Einigermaßen seltsam muten dagegen Ideen an, Schädlinge wie Heuschrecken mit Gebeten zu vertreiben oder eine Mindestanzahl getöteter Spatzen festzulegen. Verbreitet wurden diese und andere Vorschläge und Vorschriften mittels Flugblättern oder durch Predigten von der Kanzel.