Giuseppe Arcimboldo: Rudolf als Vertumnus, der herbstliche Gott der Ernte, Gemälde, 1590/91

Giovanni Castrucci: Ansicht des Prager Hradschins in Steinschnitttechnik ("Commesso in pietre dure"), nach 1606

Rudolf II.: Kunstmäzen und Sammler

Giuseppe Arcimboldo: Rudolf als Vertumnus, der herbstliche Gott der Ernte, Gemälde, 1590/91

Giovanni Castrucci: Ansicht des Prager Hradschins in Steinschnitttechnik ("Commesso in pietre dure"), nach 1606

Kaiser Rudolf gilt als einer der bedeutendsten Kunstmäzene, die das Haus Habsburg hervorgebracht hat. Vielseitig interessiert, schaltete er sich persönlich in den Aufbau seiner Sammlungen ein. Kunst war ihm ein echtes Anliegen, nicht nur Mittel fürstlicher Repräsentation. Rudolf machte seine Residenz Prag zu einem kulturellen Zentrum des Manierismus.

Giuseppe Arcimboldo: Rudolf als Vertumnus, der herbstliche Gott der Ernte, Gemälde, 1590/91

Giovanni Castrucci: Ansicht des Prager Hradschins in Steinschnitttechnik ("Commesso in pietre dure"), nach 1606

Rudolfs persönlicher Geschmack ist am besten im Bereich der Malerei ersichtlich: Der Kaiser scharte einen Künstlerkreis um sich, zu dessen bekanntesten Vertretern Giuseppe Arcimboldo und Bartholomäus Spranger zählten. Rudolf hatte eine Vorliebe für mythologische Szenen, und Spranger, sein Favorit auf diesem Gebiet, vermochte erotische Sujets in antike Mythen zu verpacken.

Daneben startete der Habsburger einen groß angelegten Ankauf von Gemälden von verschiedenen Meistern wie Dürer, Breughel, Tizian, Correggio u.a. Der Schwerpunkt des Sammlerinteresses lag auf niederländischen und italienischen Werken. Seine Ambitionen erstreckten sich aber auch auf Graphik, Skulptur und Kunsthandwerk. In diesem Bereich zählen bis heute vor allem die Arbeiten der von Rudolf beschäftigten Juweliere und Steinschneider zu den Hauptattraktionen der Sammlungen im Wiener Kunsthistorischen Museum.

Der Zugang Rudolfs zur Kunst war typisch für die Zeit. In den Kunst- und Wunderkammern wurden die Objekte nicht nach kunsthistorisch-pädagogischen Kriterien wie in der heutigen Museumskultur üblich ausgestellt, sondern es sollte die Vielfalt des Universums im Kleinen abgebildet werden. Produkte menschlicher Kunstfertigkeit wurden Wundern der Natur gegenüber gestellt. Exotische Tierpräparate und Fossilien fanden sich neben Automaten und Messinstrumenten. Die Anhäufung von Raritäten sollte den exquisiten Geschmack des aristokratischen Connaisseurs beweisen. Zeitgenössische Lehren und Vorstellungen über den Aufbau der Natur an der Grenze zwischen Wissenschaft und Aberglaube spiegelten sich in den Sammlungen wider: Juwelen und Edelsteine zum Beispiel verfügten demnach nicht nur über ökonomischen und ästhetischen Wert, sondern waren auch Abbilder kosmischer Kräfte, die sich in ihnen verkörperten.

Rudolf förderte auch die Wissenschaften: Er berief Historiker und Altertumsforscher, Mathematiker und Astronomen, Fachleute für Okkultismus und Theologen, Mediziner und Alchemisten an seinen Hof. In Prag arbeiteten im Auftrag des Kaisers Wegbereiter der modernen Wissenschaften wie Tycho de Brahe oder Johannes Kepler neben Scharlatanen und Glücksrittern, die auf der Suche nach dem „Stein der Weisen“ waren.

In Prag sind heute nur mehr Reste der Sammlungen anzutreffen, die in alle Welt zerstreut wurden. Der Großteil landete in Wien und wurde in der Folge in die Bestände des Kunsthistorischen Museums einverleibt. Vieles wurde aber auch durch die Kriegsläufe des Dreißigjährigen Krieges verschleppt. Bis heute jedoch pflegt Prag dank der Anwesenheit des Musenhofes Rudolfs II. um 1600 sein Image als „magische Stadt“.

Martin Mutschlechner