Herzog Leopold IV. mit seiner Gemahlin, Lithografie, 1820

Leopold IV.: Einer gegen alle!

Herzog Leopold IV. mit seiner Gemahlin, Lithografie, 1820

Herzog Leopold IV. war einer der Hauptakteure im langwierigen Bruderzwist infolge der Linienteilungen des Spätmittelalters.

Herzog Leopold IV. mit seiner Gemahlin, Lithografie, 1820

Leopold IV. war der zweitälteste Sohn von Herzog Leopold III., dem Begründer der Leopoldinischen Linie des Hauses Habsburg, und dessen Gattin Viridis aus dem lombardischen Geschlecht der Visconti.

Beim Tod des Vaters in der Schlacht von Sempach 1386 erst 15 Jahre alt, erkannte er gemeinsam mit seinen Brüdern die Autorität seines Onkels Albrecht III. als Chef des Gesamthauses an. Als junger Mann beschränkte sich sein Aktionsgebiet vorerst auf die Vorlande, den Stammbesitz des Hauses, wo es ihm gemeinsam mit Bruder Wilhelm gelang, die Position der Dynastie nach dem gescheiterten Feldzug seines Vaters wieder zu festigen.

Als es sich nach dem Tod Albrechts III. abzuzeichnen begann, dass es zu weiteren Teilungen innerhalb der Leopoldinischen Linie kommen würde, gelang es Leopold, sich die Regentschaft in Tirol und den Vorlanden zu sichern. Er musste die Herrschaft jedoch mit seinem jüngeren Bruder Friedrich teilen. Eine schier unüberschaubare Vielzahl von Einschränkungen und Neuregelungen der gemeinsamen Herrschaft über die habsburgischen Lande verstärkte die Rivalität zwischen den Brüdern und schwächte die landesfürstliche Macht zugunsten der Stände.

1406, nach dem Tod des ältesten Bruders Wilhelm, wurde auf Initiative der Ständegemeinden die Aufteilung der habsburgischen Länder neu geregelt, und dies sorgte neuerlich für Konfliktpotenzial: Leopold, nun der Älteste der Brüder der Leopoldinischen Linie und Senior des Gesamthauses, bekam gemeinsam mit seinem jüngeren Bruder Ernst die Herrschaft über die Steiermark samt Kärnten und Krain zugesprochen, während Friedrich als Jüngster Tirol und die Vorlande erhielt.

Verkompliziert wurde die Sache dadurch, dass Leopold und Ernst gemeinsam die Vormundschaft über den siebenjährigen Albrecht V., Erbe der Albertinischen Linie, die über das Herzogtum Österreich verfügte, übertragen bekamen, wobei Leopold die Regierung in Österreich und Ernst die in der Steiermark ausüben sollte.

Zwischen Leopold und Ernst kam es bald zu Kompetenzstreitigkeiten, die sich an der Frage der Zugehörigkeit der Mark Pitten (Gebiet um Wiener Neustadt und Neunkirchen; heute bildet diese historische Region den südöstlichen Teil Niederösterreichs) zu Österreich oder zur Steiermark entzündeten. In der Folge kam es zu bürgerkriegsähnlichen Zuständen, da die Konfrontation zwischen den Brüdern auch den Adel und die Städte des Landes in Loyalitätskonflikte schlittern ließ. Ihren Höhepunkt fanden die Wirren in Wien, das auf der Seite von Herzog Ernst stand und wo Bürgermeister Konrad Vorlauf einige Parteigänger Leopolds hinrichten ließ. Als Reaktion darauf ließ Leopold den Bürgermeister und einige führende Funktionäre der Stadtregierung im Juli 1408 enthaupten.

Um eine weitere Eskalation zu vermeiden, starteten die Stände einen Vermittlungsversuch, der 1409 von König Siegmund, dem Oberhaupt des Heiligen Römischen Reiches, sanktioniert wurde. Der Kompromiss sah vor, dass Leopold gemeinsam mit seinem Bruder Ernst die Vormundschaft über Albrecht V. bis zu dessen für 1411 festgesetzter Volljährigkeitserklärung eingeräumt bekam und die Brüder die Einkünfte aus Österreich zu gleichen Teilen erhalten sollten.

Beide Vormünder aber trachteten die Herrschaftsübergabe an Albrecht hinauszuzögern. Daraufhin bemächtigten sich Mitglieder der Stände des jungen Fürsten, entführten ihn ins niederösterreichische Eggenburg und erklärten ihn für großjährig. Albrecht, der darin die einzige Chance sah, sich aus der Gewalt seines Vormundes zu befreien, war aktiv an dieser Aktion beteiligt. Aus Zorn über diese Eigenmächtigkeit der Ständegemeinde, soll der wohlbeleibte Leopold tags darauf einem Schlaganfall erlegen sein.

Die Leiche des 40-jährigen Habsburgers wurde in der Herzogsgruft der Wiener Stephanskirche begraben.

Seine 1393 geschlossene Ehe mit Katharina von Burgund (1378–1425), der Tochter von Herzog Philipp dem Kühnen, blieb kinderlos. 

Martin Mutschlechner