Triumphpforte, 1699 anlässlich der Vermählung Josephs I. von den Kaufleuten erbaut, Stich von J. A. Delsenbach nach J. B. Fischer von Erlach

Joseph I.: Heirat und Familie

Triumphpforte, 1699 anlässlich der Vermählung Josephs I. von den Kaufleuten erbaut, Stich von J. A. Delsenbach nach J. B. Fischer von Erlach

Sehr früh wurde Joseph verheiratet, um sein ausschweifendes Liebesleben in geordnete Bahnen zu lenken.

Triumphpforte, 1699 anlässlich der Vermählung Josephs I. von den Kaufleuten erbaut, Stich von J. A. Delsenbach nach J. B. Fischer von Erlach

Die 1699 geschlossene Heirat war das Resultat einer dynastischen Verbindung. Die Braut war Amalia Wilhelmina von Braunschweig-Lüneburg (1673–1742), Tochter von Herzog Johann Friedrich von Braunschweig-Calenberg, einem wichtigen Parteigänger der Habsburger in Norddeutschland. Die habsburgische Dynastie fand so einen diplomatisch bedeutenden Anschluss zum Familienverband der Welfen. Denn die Herzöge von Braunschweig-Hannover waren Anwärter auf den englischen Thron, und somit konnte die Allianz mit Großbritannien gegen Frankreich gestärkt werden.

Die Kaiserbraut wird als sehr fromm und ernst geschildert und bildete den ruhigen Gegenpart zum temperamentvollen Gatten Joseph, der weltlichen Vergnügen nicht abgeneigt war. Amalia Wilhelmina fand Unterstützung bei ihrer sehr einflussreichen Schwiegermutter, der bigotten Eleonore, die in Opposition zu den Vertrauten rund um Joseph stand.  

Der Ehe entsprangen drei Kinder: der frühverstorbener Sohn Leopold Joseph (1700–1701) sowie zwei Töchter, was später zu Komplikationen in der Erbfolge führen sollte.

Die Erstgeborene Maria Josepha (1699–1757) wurde mit Friedrich August Kurfürst von Sachsen vermählt, der in Nachfolge seines Vaters 1733 zum polnischen König gewählt wurde. Nach dem Tod Karls VI. 1740 bauten auf ihrer Herkunft die sächsischen Ansprüche auf das Habsburgererbe auf. Maria Josepha, die als politisch sehr begabt galt, war selbst aktiv beteiligt an den letztendlich vergeblichen Versuchen ihres Mannes, die Kaiserkrone zu erlangen.

Die jüngere Tochter Maria Amalie (1701–1756) wurde dem Sohn des bayrischen Kurfürsten Karl Emmanuel, Karl Albrecht, versprochen. Auch er sah in der Tochter Josephs ein Mittel, Ansprüche auf Habsburgs Erbe zu stellen, obwohl diese bei der Verheiratung auf jegliche Erbrechte verzichtet hatte. Die Hochzeit in München wurde mit unglaublichen Prunk gefeiert: Die bayrischen Wittelsbacher wollten ihre hervorragende Stellung unter den Reichsfürsten zeigen. Bayern, eine regionale Macht im Reich, führte damals eine ehrgeizige und eigenständige Politik, die oft gegen die Habsburger gerichtet war. Als Verbündete Frankreichs sahen sie 1740 die Stunde gekommen, Bayern zu einer Großmacht in Mitteleuropa zu machen, und beanspruchten einen Anteil am habsburgischen Erbe. Zunächst durchaus mit Erfolg: Maria Amalie wurde an der Seite ihres Gatten Karl Albrecht (als Kaiser Karl VII.) 1742 Kaiserin. Die militärischen Erfolge der österreichischen Truppen unter Maria Theresia wendeten das Blatt: Bayern wurde Kriegsschauplatz, Karl und seine Gattin aus München vertrieben. Karl VII. starb schließlich 1745 politisch isoliert im Exil. Maria Amalia unterstützte in der Folge die Aussöhnung ihres Sohnes Maximilian III. Joseph mit Maria Theresia. Bayern sicherte daraufhin die bayrische Kurstimme für die Wahl Franz Stephans von Lothringen zum Kaiser des Heiligen Römischen Reiches zu.

Aufgrund einer venerischen Krankheit, die sich Joseph bei einer seiner vielen außerehelichen Eskapaden zugezogen und mit der er seine Gattin Amalia Wilhelmina infiziert hatte, wurde die Kaiserin unfruchtbar. Die Fortsetzung der Dynastie lag nun in den Händen von Josephs jüngerem Bruder Karl VI.

Nach Josephs frühen Tod 1711 versuchte die junge Witwe zunächst, im Interesse ihrer Töchter zu lobbyieren, was ihre Position in Wien unter der Herrschaft ihres Schwagers Karl, der die Erbfolge seiner Tochter Maria Theresia durchzusetzen versuchte, schwierig machte. Später zog sie sich vom Hofleben zurück und verbrachte den Rest ihres Lebens in dem von ihr gestifteten Salesianerinnenkloster am Wiener Rennweg.

Martin Mutschlechner