Festvergnügen für Hof und Volk

Johann Nepomuk Schürer von Waldheim: Auf dem Brigittakirchtag, um 1820, Tuschfeder, aquarelliert

Geistliche wie weltliche Feste bildeten einen wesentlichen Bestandteil des höfischen Lebens im Barock. Für das Volk gab es weniger zu feiern.

Johann Nepomuk Schürer von Waldheim: Auf dem Brigittakirchtag, um 1820, Tuschfeder, aquarelliert

Die für das ,einfache Volk‘ bedeutsame Grenze zwischen Fest und Alltag verschwamm für die Herrschenden oftmals. Der Tages- und Jahresablauf des Hofes war streng geregelt und bot eine Abfolge von unterschiedlichen Festlichkeiten – zu einer Fülle an kleinen Feiern kamen große Gala- und Festtage. Der Hof diente als Staffage, die adelige Gesellschaft musste in kostbarster Kleidung, Schmuck und Equipage ihre Aufwartung machen.

Doch nicht nur weltliche, auch geistliche Feiern durchzogen den Alltag – sie sind allerdings historisch schlechter überliefert. In den verschiedenen Kirchen Wiens wohnte man „gewöhnlichen Andachten und Zeremonien“ bei, wie Messe, Andacht oder Segen; öffentliche Gottesdienste fanden sowohl anlässlich von Ordensfesten, Marien- und Apostelfesten als auch von Feiern für siegreiche Schlachten, Prozessionen und Wallfahrten statt. Die sogenannten Stationsgottesdienste bezogen ausgehend von den Kirchen der Hofburg in zyklischer Form die ganze Stadt mit ein. Karl VI. beging feierlich sowohl die Heiligenfeste als auch die Toison-Gottesdienste für den Orden zum Goldenen Vlies. Im Kampf gegen den ,Müßiggang‘ reduzierte seine Tochter Maria Theresia die Zahl an Feiertagen, ihr Sohn Joseph II. schließlich schaffte sie fast ganz ab, als einziger kirchlicher Prozessionstag blieb das Fronleichnamsfest übrig. Dieses war religionspolitisch bedeutsam, da es ein anti-protestantisches Element darstellte. Die Habsburger nahmen stets an einer Fronleichnamsprozession teil, die einen geradezu theatralischen Charakter hatte und reges Publikumsinteresse fand.

Ein bis ins 19. Jahrhundert sehr beliebter Festtag beim Wiener Volk war das Kirchweihfest zu St. Brigitta. Unzählige Menschen – das ,gemeine Volk‘ genauso wie adelige Zaungäste – fanden sich bereits in den 1730er Jahren in der Brigittenau, einem Gebiet im Norden Wiens, dem heutigen 20. Gemeindebezirk, ein, um einem Gottesdienst und dem anschließenden Fest beizuwohnen, bei welchem „getanzt, gespielt, geschmaust und gezecht“ wurde, wie es in einer Beschreibung des Jahres 1779 heißt. Der Kirchtag wurde bis 1847 als großes Volksfest gefeiert.

Julia Teresa Friehs