Joseph Heintz d. Ä.: Erzherzog Leopold V. im geistlichen Gewand, 1604

Erzherzog Leopold V.: Vom Kirchenfürsten zum Begründer der Tiroler Nebenlinie

Joseph Heintz d. Ä.: Erzherzog Leopold V. im geistlichen Gewand, 1604

Leopold wurde 1586 als zwölftes Kind von Erzherzog Karl von Innerösterreich und Maria von Bayern geboren. Am streng katholischen Grazer Hof erzogen, wurde der Erzherzog vor allem durch seine bigotte Mutter geprägt. Eine Karriere als Kirchenfürst lag nahe, da er als nachgeborener Sohn kaum Chancen auf einen Thron hatte.

Joseph Heintz d. Ä.: Erzherzog Leopold V. im geistlichen Gewand, 1604

Bereits als Zwölfjähriger wurde der Spross der steirischen Nebenlinie Fürstbischof von Passau, mit 21 Jahren erhielt er als zweites Bistum Straßburg überantwortet – ohne jemals die Priesterweihe empfangen zu haben. In der streng katholischen Dynastie war es jedoch durchaus üblich, nachgeborenen Söhnen – unabhängig von deren Eignung und selbst ohne priesterliche Weihen – reich dotierte Posten im hohen Klerus zu sichern, um ihnen eine standesgemäße Versorgung zukommen zu lassen.

Leopold war ehrgeizig, ließ es aber oft an Feingefühl fehlen: Er glaubte seinem Cousin Kaiser Rudolf mit einem angeheuerten Söldnerheer hilfreich zu sein, das er nach Böhmen sandte, um den von seinem Bruder Matthias und den Forderungen der Stände bedrängten Rudolf die Möglichkeit eines Befreiungsschlages zu bieten. Dieses schlecht bezahlte „Passauer Kriegsvolk“ begann stattdessen in Böhmen zu marodieren, wodurch Rudolf nun völlig desavouiert war und den letzten Rest seiner Macht verlor.

1619 erhielt Leopold eine neue Aufgabe: Er wurde als Statthalter seines Bruders, des neuen Kaisers Ferdinand II., nach Tirol beordert. Dort stellte der ehrgeizige Leopold den Anspruch auf die Landesherrschaft, die ihm von seinem Bruder nach Zögern gewährt wurde: 1623–1630  erreichte er etappenweise die erbliche Position eines Landesherrn. Zur Festigung seiner neu erworbenen Stellung wollte der Erzherzog eine eigene Linie begründen. Daher war eine Heirat notwendig – dafür musste er aber seine kirchlichen Ämter niederlegen. 1626 feierte der nunmehr in den weltlichen Stand zurückgekehrte Leopold seine Hochzeit mit Claudia de Medici (1604–1648), der Tochter von Großherzog Ferdinando I. von Toskana.

Es war dies Claudias zweite Heirat. Nachdem ihr erster Gemahl, ein italienischer Aristokrat, kurz nach der Eheschließung verstorben war, war die damals erst 19jährige Witwe in ein Kloster eingetreten. Ihrem zweiten Gatten Leopold, dem ehemaligen Bischof, schenkte sie fünf Kinder, darunter zwei Söhne, Ferdinand Karl und Sigismund Franz, die ihrem Vater als Regenten in Tirol nachfolgen sollten. Von den drei Töchtern wurde die Jüngste, Maria Leopoldina, die zweite Gattin ihres Cousins, Kaiser Ferdinand III.  

Leopold starb 1632 und wurde in der von ihm gestifteten Jesuitenkirche in Innsbruck begraben, wo er für seine Nachkommen eine Familiengruft hatte anlegen lassen.

Die Witwe führte zunächst die vormundschaftliche Regentschaft für ihren minderjährigen Erstgeborenen. Mit großem Geschick lenkte sie ihr Land durch die Endphase des Dreißigjährigen Krieges.

Ebenfalls auf Claudia zurückzuführen ist der reiche italienische Kulturtransfer über die Alpen, dem Innsbruck das erste Opernhaus im deutschsprachigen Raum verdankte. 

Martin Mutschlechner