Die Heimstatt der Oper: Das Kärntnertortheater
Das Kärntnertortheater bildete lange Zeit das Zentrum der Opernkunst in Wien. 1869 bekam es Konkurrenz von der neu errichteten Hofoper an der Wiener Ringstraße und musste schließlich weichen.
Zum Zentrum der Opernkunst in Wien entwickelte sich das Kärntnertortheater. Nach 1810 wurde es zur Heimstätte für Oper und Ballett, nachdem es lange Zeit auch Sprechtheater beherbergt hatte. Neben der Aristokratie besuchte das aufsteigende Wiener Bürgertum zunehmend dieses Theater. Hier führten Komponisten von Weltrang mit bedeutenden SängerInnen ihre Opern auf. Ludwig van Beethoven dirigierte 1814 erstmals die letzte Version seines „Fidelio“, Franz Schuberts Lied „Der Erlkönig“ wurde 1821 zum ersten Mal in diesem Haus gegeben. Franz Joseph sicherte bald nach seinem Regierungsantritt dem wegen der Revolution geschlossenen Kärntnertortheater seine Stellung als Hoftheater und stellte es 1849 wieder unter Hofverwaltung. Zuvor war es verpachtet worden – eine für die Pächter nicht unbedingt gewinnträchtige Unternehmung. Das Theater erlebte auch in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts umjubelte Uraufführungen, welche bekannte Komponisten der Zeit selbst dirigierten. In der Sommersaison waren drei Monate den Italienern vorbehalten: Neben Giuseppe Verdi wurde auch Gioachino Rossini gerne gespielt. 1858/59 kam erstmals ein Werk Richard Wagners in Wien auf die Bühne. Wagner selbst war zu Tränen gerührt, als er hier 1861 die Aufführung des „Lohengrin“ erlebte.
Das Kärntnertortheater war bei dem Wiener Publikum so beliebt, dass es auch nach der Eröffnung des benachbarten neuen Opernhauses an der Wiener Ringstraße im Jahr 1869 noch fast ein Jahr lang weiter bespielt wurde. Erst am 17. April 1870 wurde mit Rossinis „Wilhelm Tell“ die allerletzte Aufführung gegeben, danach wurde das Kärntnertortheater abgerissen.