Die "fat lady" in Äthiopien - Maria Theresias Konterfei auf Reisen

Maria-Theresien-Taler, 1780

½ Kreuzer, 1777

Auf Spurensuche nach Habsburgern kann man sich auch in Afrika begeben: Maria Theresia war zwar selbst nie in Äthiopien, ihre 'Aura' konnte man dort dennoch spüren.

Maria-Theresien-Taler, 1780

½ Kreuzer, 1777

Der Maria-Theresien-Taler wurde erstmals 1741 geprägt und trug verschiedene Bildnisse der Namensgeberin. Seit 1780 zeigte die 2-Gulden-Silbermünze ein Altersbildnis der Herrscherin mit Witwenschleier, die von den EngländerInnen wegen ihrer üppigen barocken Formen unschmeichelhaft "fat lady" genannt wurde. Der bei SammlerInnen beliebte Maria-Theresien-Taler ist wohl eine der langlebigsten Münzen überhaupt, denn er wird noch heute in Österreich geprägt.

Während der Regierungszeit Maria Theresias waren sowohl Taler (Silbermünzen) als auch Dukaten (Goldmünzen) übliche Zahlungsmittel. Gerechnet wurde in Gulden und Kreuzern, wobei ein Taler umgerechnet zwei und ein Dukat umgerechnet vier Gulden wert war. Außerdem wurden infolge der hohen Kosten, die der Siebenjährige Krieg zwischen Preußen und Österreich (1756–1763) verursachte, Kupfermünzen ausgegeben. Fortan war das 'Kleingeld' – 60 Kreuzer ergaben einen Gulden – nicht mehr aus Silber, sondern aus Kupfer.

Das habsburgische Geldwesen geriet nicht erst seit dem Krieg mit Preußen in Schwierigkeiten, sondern war bereits um die Mitte des 18. Jahrhunderts ausgesprochen instabil.

In Europa herrschte ein regelrechter Silbermangel, weil die Kaufleute für den regen Handel mit Waren aus Indien und Ostasien (Gewürze, Tee, Seide) mit Silbermünzen bezahlten. Dem Maria-Theresien-Taler verhalf dieser Silberabfluss zu einiger Berühmtheit: Weil sein Gewicht stabil war und eine Randbeschriftung die Fälschung erschwerte, wurde er zu einem beliebten Zahlungsmittel in Asien und Afrika. Das machte sich die habsburgische Monarchie zunutze und exportierte den Taler gewinnbringend; allein zwischen 1752 und 1763 'verdiente' der Staat mit diesem Orienthandel rund 800.000 Gulden.

Im 20. Jahrhundert gelangte der Maria-Theresien-Taler erneut ins Blickfeld: Als Italien 1935 Äthiopien besetzte, wo der Taler als offizielles Zahlungsmittel galt, sicherte es sich von Österreich das Prägerecht, um die italienischen Truppen mit Zahlungsmitteln versorgen zu können. Andere Länder sahen damit das Monopol Österreichs aufgehoben und produzierten ihrerseits Maria-Theresien-Taler. Dieser wurde schließlich in Wien, Rom, London, Birmingham, Paris, Brüssel, Utrecht und sogar Bombay geprägt.

Christina Linsboth