Die erste Oper am Wiener Kaiserhof
Eine neue Kunstform gelangte aus Italien an den Wiener Hof und wird zum dominierenden Kunstwerk des Barock: die Oper.
Die Oper, damals noch eine sehr junge Kunstgattung, wurde von Kaiserin Eleonore von Gonzaga aus ihrer Heimat Mantua mit an den Wiener Hof ihres Mannes Ferdinand II. gebracht, mit dem sie 1622 vermählt wurde. Mantua war unter ihrem Vater Vincenzo zu einem Zentrum der Kunst in Italien geworden. An seinem Hof lebte und arbeitete Claudio Monteverdi, der mit "Orfeo" 1607 eine der ersten Opern der Musikgeschichte schrieb.
Durch Eleonore wurde eine enge Verbindung zu Italien geknüpft, die sich unter der dritten Ehefrau Ferdinands III. – wiederum aus dem Hause Gonzaga, wiederum mit Namen Eleonore – verstärkte. Sie förderte Musik und Theater sowie zeitgenössische Kunst in Österreich. Die Entwicklung der Hofmusik stand in der Folge unter starkem italienischen Einfluss: Komponisten und Musiker stammten großteils aus Italien, vor allem aus Mantua, als Kapellmeister der Hofkapelle wurden bis ins 18. Jahrhundert fast ausschließlich Italiener berufen. Die italienische Oper wurde zu dem Kunstwerk der Barockzeit, bei dem alle Sinne des Menschen angesprochen wurden. Allerdings ist eine kontinuierliche Opernpraxis am Kaiserhof erst ab der zweiten Hälfte des 17. Jahrhunderts nachweisbar, da die Ausgaben für den Dreißigjährigen Krieg solche kostspieligen Unternehmungen nicht zuließen.
Ab der ersten Hälfte des 17. Jahrhunderts wurden die Festtage des Hofes, wie Hochzeiten, Taufen, Krönungen, Erbhuldigungen sowie Namens- und Geburtstage der Kaiserin und des Kaisers, mit repräsentativen und kostspieligen Opernaufführungen gefeiert. Die erste Überlieferung einer solchen am Wiener Hof datiert von 1625 anlässlich des Geburtstages von Ferdinand II. Aufführungsort der frühen Opern war ein großer, in den Jahren 1629 bis 1631 aus Holz errichteter Tanzsaal an der Stelle der heutigen Redoutensäle. Hier wurden, wie in mehreren anderen Sälen der Hofburg, Bühnen aufgebaut und Tanz- sowie Theaterveranstaltungen abgehalten.
Eines der ersten festen Theater nördlich der Alpen entstand 1629/30 in Innsbruck. Der Innsbrucker Hof, dessen Kultur stark an Italien orientiert war, übte bis zum Aussterben der Tiroler Linie der Habsburger 1665 einen beträchtlichen Einfluss auf Wien aus.
Anlässlich der Krönung Eleonores zur ungarischen Königin 1622 war bereits die erste große Ballettaufführung in Wien über die Bühne gegangen, bei der die Tänzerinnen unter der Choreografie der Kaiserin die Buchstaben des Namens ihres Gatten Ferdinand II. nachformten.