Ständegesellschaft und soziale Konflikte
"Fein ordentlich hat Gott die Welt
Mit dreien Ständen wohl bestellt:
Ein Stand muß lehrn, der andre nähren,
der dritt muß bösen Buben wehren.
Der erst Stand heißt die Priesterschaft,
der zweit Stand heißt die Bauernschaft,
der dritt, das ist die Obrigkeit.
Ein jeder Stand hat sein Bescheid‘.
Und keiner sei so unverschampt,
daß er dem andern greif ins Amt,
kein Stand den anderen veracht,
Gott hat sie alle drei gemacht.
Und lebten wir in solcher Weis,
wir hätten hier das Paradeis.
Do wer will gut sein hier auf Erden?
Nach dieser Welt wird’s besser werden."
(Vers von Erasmus Alber, 1534)
Die Vorstellung eines Wehr-, Lehr- und Nährstandes als Verkörperung der von Gott gewollten Ordnung war bereits in der mittelalterlichen Ständeordnung fest verankert. Durch das Festlegen eines "standesgemäßen" Tätigkeitsbereiches erfolgte die soziale Zuordnung. Nicht vorgesehen in diesem statischen Modell waren gesellschaftliche, soziale und kirchenpolitische Veränderungen. Ab dem 16. Jahrhundert kam es jedoch vermehrt zu Konflikten, die heftig an dieser Gesellschaftsordnung rüttelten. Bauernaufstände, die Auflehnung des Adels gegen Herrscher und Landesherrn und die Verbreitung der lutherischen Lehren waren Ausdruck dieses Wandels. Die Habsburger reagierten auf die Umbrüche: Sie schlugen Aufstände blutig nieder, setzten auf gegenreformatorische Maßnahmen und bauten eine Zentralmacht auf.