Adalbert Stifter:

Worauf man sitzt, liegt, das ist nicht zum Sitzen, Liegen, Stehen, sondern zum Sehen, daß es nämlich der Nachbar, der aus seiner Höhle in die unsere herüber auf Besuch kömmt, sehe und sich daran ärgere […], der Nachbar soll sich nämlich ärgern, daß es bei ihm nicht so schön ist. Wie man, um ein schnödes Stipendium zu bekommen, ein Armutszeugnis braucht […], so müssen die Geräte Reichtumszeugnisse sein, wenn auch kein Reichtum da ist; darum sind die Fächer und Kästen weit kostbarer als das, was drin ist […]. Teppiche, Damaste, Kaffeetücher, Kästen, Tische, Sessel, Sofas – alle die Dinge sind selber wieder Streichsmacher; denn sie sind inwendig von eitel weichem Holze, jeder Tisch hat Fichtenfüße, nur hat er eine nußbaumerne oder Mahagoni-Hose an […] – dies nur heißen sie schöne Geräte […] und streuen den Besuchern den Sand in die Augen, in weiß Gott welch vornehmes und auserlesenes Haus sie gekommen. Daß dies der Zweck der Geräte ist, nicht etwa, wie ein Einfältiger glaubten möchte, der Gebrauch, erhellt daraus, daß man gerade in den besseren Fächern der Wohnhöhle nicht wohnt, daß man, kaum die Besuche fort sind, den Dingen über den hölzernen Überzug noch einen leinernen gibt […].

Adalbert Stifter beschrieb das bürgerliche Repräsentationsbedürfnis 1844 in seinem Essay „Die Streichmacher“.