Juan Pantoja de la Cruz: König Philipp III. von Spanien als General der Infanterie bei der Belagerung von Ostende, Gemälde, um 1601/1602

Philipp III.: Im Schatten eines übermächtigen Vaters

Juan Pantoja de la Cruz: König Philipp III. von Spanien als General der Infanterie bei der Belagerung von Ostende, Gemälde, um 1601/1602

Als einziger überlebender Sohn aus den vier Ehen seines Vaters war Philipp die  Nachwuchshoffnung der Dynastie.

Juan Pantoja de la Cruz: König Philipp III. von Spanien als General der Infanterie bei der Belagerung von Ostende, Gemälde, um 1601/1602

Philipp war ein kränkliches Kind und litt an massiven Verdauungsproblemen, die stets Anlass zur Sorge gaben, ob er die Kindheit überleben werde.

Er war seinem Vater Philipp II. äußerlich und im Wesen sehr ähnlich: Zurückhaltend und scheu, versteckte er sich hinter seinem königlichen Amt. Jedoch zeigte der Sohn deutlich weniger Fleiß und eine nur mäßige Begabung für die Regierungsgeschäfte. Der Vater, dessen Autorität er sich bedingungslos unterwarf, tat einmal den resignierenden Ausspruch, Gott hätte ihm zwar viele Reiche geschenkt, aber keinen geeigneten Nachfolger.

Mit 20 Jahren übernahm Philipp von seinem Vater die Regentschaft über das spanische Imperium und damit auch dessen Probleme, die sich in enormen Staatsschulden, ungelösten Konflikte sowie sozialen und ökonomischen Missständen manifestierten. 1610 wurde zwar der Höhepunkt der Silbereinfuhren aus Südamerika erreicht – aus dem anfänglichen Segen war jedoch schon längst ein Fluch geworden. Die Edelmetallimporte hatten einen nachteiligen Effekt auf das spanische Mutterland, das infolge der massiven Inflation eine Wirtschaftsflaute erlebte.

Sündenböcke für die allgemeine Krise fand man in den Maurisken, Nachkommen der Araber in Andalusien, die oft nur oberflächlich zum Christentum konvertiert waren. Obwohl ein wichtiger Wirtschaftsfaktor in der Region, wurden diese als illoyal gebrandmarkt und verfolgt. 1609 kam es zu endgültigen Vertreibung der Maurisken aus Spanien, was neben der menschlichen Tragödie auch einen schweren Schlag für die Wirtschaftskraft des Landes darstellte, denn es verlor mit einem Schlag eine Viertelmillion Menschen.

Anders als sein Vater, in dessen Person sich alle Entscheidungsfindungen gebündelt hatten, gab Philipp III. die Macht aus der Hand. Der spanische Hochadel, die sogenannten Granden, deren Einfluss unter Philipp II. stark beschnitten worden war, nahm allmählich wieder wichtige Positionen ein. Philipps Favorit (span.: „Privado“), der Herzog von Lerma, wurde der allmächtige Vertreter des Königs. Günstlingswirtschaft und Korruption blühten unter der Ägide des „größten Diebes Spaniens“ bis zu dessen Sturz 1618.

Die Dekadenz des Hofes spiegelte sich in der allgemeinen Schwäche des Staates wider. Die finanzielle Erschöpfung des Reiches ging Hand in Hand mit Kriegsmüdigkeit, die endlich zu einem Waffenstillstand mit den aufständischen Provinzen der nördlichen Niederlande führte. Auch mit England gelang eine Beilegung des Konflikts. Mit Frankreich kam es zu einer Annäherung unter der Regentschaft Marias von Medici, die die Vormundschaft über ihren minderjährigen Sohn Ludwig XIII. ausübte. Die Folge davon war die gegenseitige Verheiratung der Kinder: Philipps Kinder, sein gleichnamiger Sohn und seine Tochter Anna, heirateten den französischen König Ludwig XIII. und dessen Schwester Isabella von Bourbon.

Ein Ereignis der Regentschaft Philipps III., das für den österreichischen Zweig der Dynastie Bedeutung erlangte, war der Abschluss des Oñate-Vertrages 1617. In diesem Vertrag, der nach dem spanischen Chefunterhändler Graf Oñate benannt ist, verzichtete Philipp auf seine Ansprüche auf die Kronen Böhmens und Ungarns nach dem absehbaren kinderlosen Tod Kaiser Matthias’ zugunsten Erzherzog Ferdinands aus der steirischen Linie. Der Aufstieg des kompromisslos katholischen Ferdinands (als Kaiser Ferdinand II.) und die Zusammenführung des Erbes der kaiserlichen Linie mit der steirischen war somit gesichert, Ferdinand hatte die Unterstützung Spaniens für seinen Kampf um den böhmischen und ungarischen Thron. Als Gegenleistung erhielt Spanien strategisch wichtige vorderösterreichische Territorien im Elsass an der französischen Grenze.

Philipp III. starb 1621 nach langwieriger Krankheit. Im Rückblick gilt er als schwacher König, unter dessen Herrschaft Spanien stagnierte, was zur Folge hatte, dass dessen Großmachtstellung immer mehr in Frage gestellt wurde. 

Martin Mutschlechner