Der feine Unterschied: Hofball und Ball bei Hof

Hofball. Druck nach einem Gemälde von Wilhelm Gause, nach 1900

Theo Zasche: Hofball im Redoutensaale, Zeichnung 1898

Theo Zasche: Hofball-Cercle, Zeichnung, 1898

Arthur Halmi: Hofball – Im Theesalon, Zeichnung, 1898

Theo Zasche: Hofball – Beim Buffet, Zeichnung, 1898

Theo Zasche: Der Kaiser verlässt den Saal, Zeichnung, 1898

Artur Halmi: Ball bei Hof – Schluss der Quadrille, Zeichnung, 1898

Jedes Jahr gegen Ende Jänner rüstete sich der Wiener Hof für die Ballsaison: Aufwändige Vorbereitungen waren notwendig, um den kaiserlichen Hof in vollem Glanz zu präsentieren. War der "Hofball" der Staatsball der habsburgischen Monarchie, so galt der "Ball bei Hof" als das gesellschaftlich exklusivere Ereignis.

Heute ist der große Hofball, was, wie immer, ein recht mühsames Vergnügen sein wird.

Der Ball war sehr voll, besonders viele Damen, auch tanzende, unter denen nicht viel hübsches, gar nicht heiß. Um 12 Uhr war ich in meinem Zimmer.

Aus Briefen von Franz Joseph an Elisabeth, zitiert nach Nostitz-Rieneck, Georg: Briefe Kaiser Franz Josephs an Kaiserin Elisabeth (Wien 1966), 342 ff.

Hofball. Druck nach einem Gemälde von Wilhelm Gause, nach 1900

Theo Zasche: Hofball im Redoutensaale, Zeichnung 1898

Theo Zasche: Hofball-Cercle, Zeichnung, 1898

Arthur Halmi: Hofball – Im Theesalon, Zeichnung, 1898

Theo Zasche: Hofball – Beim Buffet, Zeichnung, 1898

Theo Zasche: Der Kaiser verlässt den Saal, Zeichnung, 1898

Artur Halmi: Ball bei Hof – Schluss der Quadrille, Zeichnung, 1898

Zum Hofball wurden an die 2000 Gäste erwartet: neben der eigentlichen Hofgesellschaft (d. h. der hoffähige Adel samt Hofwürdenträgern) konnten auch hohe Repräsentanten von Politik und Kirche sowie die aktiven Offiziere der Wiener Garnison teilnehmen: Es galt "Erweiterter Hofzutritt", was eine gewisse Öffnung der sonst extrem exklusiven Hofgesellschaft darstellte.

Eine persönliche Einladung durch den Kaiser erhielten nur höchste Gäste, dem Rest der Hofgesellschaft wurde das Erscheinen zum Ball per Aushang "angesagt". Die Festlegung des Termins wurde traditionell der Kaiserin überlassen, wobei Elisabeth dafür bekannt war, diese ihr unangenehme gesellschaftliche Verpflichtung lange vor sich herzuschieben.

Der offizielle Beginn des Hofballs war um 20.00 Uhr. Um 20.30 Uhr meldete der Obersthofmeister dem Kaiser, dass die Gäste eingetroffen sind. Das Cortège formierte sich, indem um die kaiserliche Familie die höchsten Hofwürdenträger nach Rang geordnet Aufstellung nahmen. Nach der Begrüßung des diplomatischen Corps, die bis zu einer Stunde in Anspruch nahm, begann um ca. 21.30 Uhr der Einzug der kaiserlichen Familie. Nun erst setzte das Hofballorchester zu spielen ein.

Bezeichnenderweise war das Tanzen bei diesem Ball eher nebensächlich, schon allein weil es ob des großen Andranges dafür viel zu wenig Platz gab. Der gesellschaftliche Effekt stand im Mittelpunkt: Der Höhepunkt des Abends war die Abhaltung des Cercles.

Es ging darum, mit den Majestäten einige Worte zu wechseln, wobei die Konversation mit Kaiserin Elisabeth, die ja der höfischen Öffentlichkeit sehr reserviert gegenüberstand, nach Augenzeugenberichten etwas schleppend verlief. Doch erst nachdem junge adelige Damen, die sogenannten "Komtessen", der Kaiserin vorgestellt wurden, waren sie in die Gesellschaft eingeführt. Eine besondere Ehre für höchste Damen war es, zum Tee mit der Kaiserin geladen zu werden, während für den Rest der Ballgäste das Buffet eröffnet wurde.

Spätestens um Mitternacht wurde der Hofball beendet, das Kaiserpaar zog sich zurück, was für die Gäste das Zeichen zum Aufbruch war. Als Abschiedsgeschenk erhielten die Besucher die berühmten Hofbonbonnieren, die als ein beliebtes Souvenir galten, das daheim stolz präsentiert wurde.

Zwei Wochen danach fand dann der "Ball bei Hof" statt: Hier war die Crème der Aristokratie unter sich, denn hier waren nur Mitglieder der hoffähigen Gesellschaft zugelassen, die persönlich eingeladen wurden. Dementsprechend intimer und nobler war der Rahmen: für die maximal 700 Gäste wurde kein Buffet, sondern ein exquisites Souper mit Bedienung an der Tafel vorbereitet.

Martin Mutschlechner