Antoni Boys (genannt Anton Waiss): Friedrich IV. mit der leeren Tasche, historisierendes Gemälde, zwischen 1579 und 1587

Wie aus Friedrich IV. „Friedl mit der leeren Tasche“ wurde

Antoni Boys (genannt Anton Waiss): Friedrich IV. mit der leeren Tasche, historisierendes Gemälde, zwischen 1579 und 1587

Friedrich gelang es, sich aus tiefster Erniedrigung – sein Erzfeind Siegmund von Luxemburg ließ ihn ächten und einkerkern – wieder emporzuarbeiten. Als Landesfürst von Tirol erlebte das Land unter ihm eine Blütezeit.

Antoni Boys (genannt Anton Waiss): Friedrich IV. mit der leeren Tasche, historisierendes Gemälde, zwischen 1579 und 1587

Friedrich gelang eine abenteuerliche Flucht aus der Gefangenschaft – angeblich war er in ärmlicher Verkleidung geflohen und gab sich erst in Tirol seinen letzten getreuen Gefolgsleuten zu erkennen. Damals entstand der Spottname „mit der leeren Tasche“, da er fast allen Rückhalt verloren hatte.

Die Habsburger hatten große Mühe, die Herrschaft in Tirol zu retten. Als Folge der Krise gingen damals auch die habsburgischen Stammlande im Aargau samt dem Stammsitz Habsburg an die Eidgenossen verloren.

Allmählich konnte Friedrich mit großer Beharrlichkeit und mit enormem politischem Geschick seine Position wieder festigen. In Tirol verschaffte er sich vor allem Rückhalt unter den Stadtbürgern und Bauern, die er als Verbündete im Kampf gegen den Adel nützte. Friedrich galt als volkstümlicher Herrscher, der in Tirol ein strenges Regiment auf Kosten des Adels führte. Es gelang ihm, dem Adel die Gerichtshoheit über die Bauern zu nehmen und diese direkt dem Landesfürsten zu unterstellen. Der Tiroler Adel – darunter auch der berühmte Dichter Oswald von Wolkenstein – musste sich schließlich unterwerfen.

Seitdem hatten die bäuerlichen Gemeinden und Gerichte Sitz und Stimme im Tiroler Landtag, was ein innerhalb der österreichischen Länder ein Einzelfall war und den besonderen Stolz der Tiroler Bauern begründete. Die Tiroler Bauern hatten auch aktiven Anteil an der Landesverteidigung: damals entstand die Bauernarmee der Tiroler Schützen.

Friedrich IV. war der erste Habsburger, der dauerhaft in Tirol residierte. Er machte 1420 Innsbruck zu seiner Residenzstadt. Tirol erlebte im Spätmittelalter einen wirtschaftlichen Aufschwung, der bis heute an den bedeutenden Kunstschätzen der Spätgotik ersichtlich ist, die sich im ganzen Land erhalten haben. Das Land profitierte vom Italienhandel, denn die Nord-Südverbindung über das Inntal und den Brenner war vor dem Einsetzen des Überseehandels nach der Entdeckung Amerikas eine der wichtigsten Handelsrouten Europas.

Weiters stand damals der Edelmetallbergbau im Inntal in voller Blüte. Die Silbervorkommen in Schwaz zählten zu den ergiebigsten Minen der Zeit. Die Stadt Schwaz war im 15. Jahrhundert nach Wien bevölkerungsmäßig die zweitgrößte Stadt Österreichs.

Friedrichs Spottname „Friedl mit der leeren Tasche“ stand (zumindest nachdem er seine Machtposition wieder erlangt hatte) in deutlichem Widerspruch zu seinem enormen Reichtum, den er dem florierenden Silberbergbau in Schwaz verdankte: Friedrich war damals der mit Abstand reichste Vertreter der Familie.

Friedrich war zweimal verheiratet. Seine erste Ehe schloss er 1406 mit Elisabeth von der Pfalz (1381–1408), einer Tochter von Kurfürst Ruprecht von der Pfalz, der sich als Gegenkönig zu Wenzel von Luxemburg ausrufen ließ: Friedrich positionierte sich somit im Lager der Gegner der Luxemburger, was mit ein Grund für die spätere Konfrontation mit Kaiser Siegmund war, der schließlich die Stellung als Reichsoberhaupt für seine Dynastie wieder festigen konnte. Elisabeth starb 1408 an den Folgen der Geburt ihres ersten Kindes, eines Mädchens, das seiner Mutter bald ins Grab nachfolgen sollte.

Friedrichs zweite Gemahlin war Anna von Braunschweig-Lüneburg (1390–1432), die die Mutter des einzigen überlebenden Kindes aus dieser Ehe, Friedrichs Nachfolger Siegmund (1427–1496), wurde.

Begraben ist Friedrich in der von ihm gestifteten Friedrichsgruft im Zisterzienserstift Stams im Tiroler Oberinntal, die er für sich, seine Gattinnen und seine Nachkommen anlegen ließ. 

Martin Mutschlechner