Reiterstatue von Erzherzog Karl auf dem Wiener Heldenplatz, Fotografie

Erzherzog Karl: Der Privatmann

Reiterstatue von Erzherzog Karl auf dem Wiener Heldenplatz, Fotografie

Als Karl von seinem Bruder nach 1809 nicht mehr aktiv in die militärische Entscheidungsfindung involviert wurde, wurde er zu einem Privatmann mit einer erstaunlichen Vielfalt an Interessen.

Reiterstatue von Erzherzog Karl auf dem Wiener Heldenplatz, Fotografie

Durch das reiche Erbe seiner Adoptiveltern wurde Karl zum wohlhabendsten Mitglied der Dynastie. Er verfügte über weite Ländereien in Ungarn, Mähren, Galizien und in Österreichisch-Schlesien.

Seinen Wohnsitz hatte er in dem heute als Albertina bekannten Palais in Wien. Daneben ließ er im Wienerwald bei Baden eine zu Ehren seiner Gemahlin „Weilburg“ genannte Schlossanlage nach Plänen des Architekten Joseph Kornhäusel errichten, die – 1945 leider zerstört – zu den bedeutendsten Schöpfungen des Klassizismus in Österreich zählte.

Erst im Alter von 44 Jahren vermählte sich Karl 1815 mit Henriette von Nassau-Weilburg (1797–1829). Henriette entstammte einem protestantischen Elternhaus und weigerte sich zu konvertieren – was ansonsten im Haus Habsburg eine Voraussetzung für eine Heirat mit nichtkatholischen Partnern war. Trotz des enormen Altersunterschiedes von 26 Jahren war dies eine besonders glückliche Ehe. Henriette hatte u. a. großen Anteil an der Einführung des bis dato unbekannten Christbaumes in Österreich.

Aus Karls und Henriettes Verbindung entsprangen sechs Kinder. Die erstgeborene Tochter Maria Theresia (1816–1867) wurde mit König Ferdinand II. von Neapel-Sizilien vermählt und heiratete so in die Herkunftsfamilie ihrer Großmutter väterlicherseits zurück.

Albrecht (1817–1895), dessen Biografie ein eigenes Kapitel gewidmet ist, wurde zu einer der prägendsten Gestalten der Dynastie im 19. Jahrhundert. Extrem konservativ eingestellt, war er einer der wichtigsten Berater Kaiser Franz Josephs.

Karl Ferdinand (1818–1874) schlug eine militärische Laufbahn ein. Mit seiner Gattin, Erzherzogin Elisabeth (1831–1903) aus der ungarischen Seitenlinie der Dynastie, hatte er fünf Kinder, darunter drei Söhne, die nach seinem Tod von seinem älteren, kinderlos gebliebenen Bruder Albrecht adoptiert wurden.

Weitere Kinder aus der Ehe Karls mit Henriette waren neben einem frühverstorbenen Sohn namens Friedrich (1821–1847) die Tochter Maria Karolina (1825–1915), die ihren Cousin Erzherzog Rainer heiratete, sowie der jüngste Sohn, Wilhelm (1827–1894), der als Hoch- und Deutschmeister (= Ordensoberhaupt des Deutschen Ritterordes) eine Karriere in seiner Doppelfunktion als Armeeoffizier und Amtsträger dieser alten katholischen Ordensgemeinschaft machte.

1829 starb die erst 32jährige Henriette an einer Scharlachinfektion. Sie liegt in der Wiener Kapuzinergruft – als einzige Protestantin – begraben.

Hochverehrt und als Autorität in militärisch-strategischen Belangen angesehen, starb Erzherzog Karl 30. April 1847 in Wien, wo er neben seiner Gemahlin in der Kapuzinergruft bestattet wurde.

An den aufgrund der brüderlichen Eifersucht zum blossen Militärtheoretiker „degradierten“ Erzherzog erinnert in Wien vor allem das imposante Reiterdenkmal, das nach Entwürfen von Anton Dominik Fernkorn errichtet und 1860 enthüllt wurde. Als einer der beiden namengebenden „Helden“ ziert der „Sieger von Aspern“ seitdem gemeinsam mit Prinz Eugen von Savoyen den Wiener Heldenplatz. 

Martin Mutschlechner