30 kg Salami oder Wie viel isst ein Kaiser? Lebensmittelversorgung des Hofes

Theo Zasche: In der Hofküche, Zeichnung, 1898

Bekanntlich war Franz Joseph ein schneller Esser, der ein Menü in wenigen Minuten schaffte; aber ob er ganz allein 30 kg Salami verspeiste?

Theo Zasche: In der Hofküche, Zeichnung, 1898

30 kg Salami

60 kg durchzogenes Karree

70 kg Kaiserfleisch

103 kg Schinken

40 kg Prager Karree

So lautete eine Bestellung des kaiserlichen Hofes beim Fleischhauer Weishappel im Jahr 1914. Allein die Salami würde für über 460 Wurstsemmeln (Wurstbrötchen) reichen. Für die Beschaffung und Zubereitung der Mahlzeiten war die Hofküche verantwortlich. Der Hofküchenchef oder Mundkoch erstellte täglich Listen der benötigten Lebensmittel – der Oberstküchenmeister war dafür verantwortlich, dass alle Waren auch rechtzeitig bestellt wurden.

Über sämtliche Einkäufe wurde genau Buch geführt – und das tage- und wochenweise. Der Hofkontrollor überprüfte schließlich sämtliche Ankäufe und machte gegebenenfalls auf Einsparungsmöglichkeiten aufmerksam. Für ein Hofdiner mit 50 bis 100 Gästen waren immerhin zwischen 2.000 und 3.000 Gulden zu veranschlagen – ausländische Spezialitäten kamen dabei besonders teuer. Zum Vergleich: Ein Kilogramm Rindfleisch kostete 1870 etwa einen halben Gulden; eine Wäschereiarbeiterin verdiente zu dieser Zeit rund 3 Gulden in der Woche; ein Hemd eines Bauarbeiters machte 2,50 Gulden aus.

Die Hofküche wurde immer wieder zum sparsamen Haushalten angehalten. Da die Mitglieder der kaiserlichen Familie und die vom Hof verköstigten Personen selbst nicht beim Essen sparen wollten, versuchte man, die Preise der angekauften Lebensmittel niedrig zu halten. Geplant war,  Lebensmittellieferanten einzuladen, die einander unterbieten sollten, sodass der Hof am günstigsten einkaufen konnte.

Die Idee scheiterte, weil keiner der Lebensmittelhändler zu einer solchen Versteigerung bereit war. Eine neue Strategie der Lebensmittelbeschaffung musste her und so entstanden die sogenannten Preisbehandlungen. Dabei suchten potenzielle Lieferanten monatlich vor einer Hofkommission um Aufträge an, wobei ihre Preisangebote entweder akzeptiert oder Preisnachlässe gefordert wurden.

Christina Linsboth