Vornehmes Vergnügen, verlustreiche Veranstaltung

"Teutsche Arien", Erster Theil von vier Bänden, Wien, 18. Jahrhundert

Joseph-Sifrède Duplessis: Christoph Willibald Gluck. Öl auf Leinwand, 1775

Reformopern, Hanswurstkomödien und prominente Gäste – trotz gut besuchter Vorstellungen schreiben die Hoftheater und ihre Pächter Verluste.

"Teutsche Arien", Erster Theil von vier Bänden, Wien, 18. Jahrhundert

Joseph-Sifrède Duplessis: Christoph Willibald Gluck. Öl auf Leinwand, 1775

Anfänglich spielte das 1748 eröffnete "Königliche Theater nächst der Burg" wie das Kärntnertortheater ein gemischtes Repertoire: Neben italienischen Opern, französischem Schauspiel und Ballett wurden neuerdings auch deutsche Stegreifkomödien gegeben, die zuvor bei Hof nicht aufgeführt worden waren. Franz I. Stephan von Lothringen war wie sein Sohn Joseph II. ein Liebhaber der "Hanswurstkomödien" und machte sie gesellschaftsfähig.

1752 wurde das Repertoire vorübergehend getrennt, deutschsprachige Aufführungen wurden nur noch im Kärntnertortheater gegeben, das Burgtheater blieb französischen, spanischen und italienischen Sprechstücken vorbehalten. Schließlich wurden die beiden Theater als Hofbühnen verbunden. Die deutschsprachigen Truppen spielten abwechselnd in beiden Häusern.

Die Sammlung "Teutsche Arien" – Lieder und Gesangsnummern, die in die deutschsprachigen Komödien eingelegt wurden – bietet einen Querschnitt durch die deutsche Theatergeschichte und zeigt, woran sich das Publikum sowohl der höchsten als auch der einfachsten Kreise ergötzte.

Durch die hohen Kosten, welche vor allem die prächtigen Opernaufführungen verursachten, waren Burg- und Kärntnertortheater allerdings Verlustunternehmen. Ursprünglich wurden sie vom Hof erhalten, später hatten Pächter das alleinige finanzielle Risiko zu tragen. Alle Pächter mussten große Einbußen, wenn nicht gar den Ruin hinnehmen. Einer von ihnen, der Lebemann und Abenteurer Giuseppe d'Afflisio aus dem Umfeld Casanovas, endete sogar als Galeerensträfling.

Die bedeutendsten musikalischen Ereignisse fanden trotz allem am Burgtheater statt, der Ruf des Nationaltheaters reichte weit über die Grenzen der Monarchie hinaus. Ab 1754 war dort zehn Jahre lang der Komponist Christoph Willibald Gluck (1714–1787) als Kapellmeister tätig, der eine Reform der Oper anstrebte, in der Musik und Wort gleichwertig sein sollten. Die Dichtung sollte die zugrunde liegende Idee ausdrücken, die dann den musikalischen Ausdruck bestimmte. 1762 wurde an diesem Theater seine erste Reformoper "Orpheus und Eurydike" uraufgeführt, in der Gluck im Sinne der Aufklärung auf Einfachheit und Natürlichkeit achtete. Seine Oper "Alceste", 1767 uraufgeführt, war für den Geschmack des Hofes zu "pathétique und lugubre ausgefallen", wie Khevenhüller-Metsch berichtet.

Julia Teresa Friehs