Fakultätsbild "Philosophie", 1900–1907, ursprünglich gemalt für den Festsaal der Universität Wien, Original verbrannt 1945

Fakultätsbild "Medizin", 1900–1907, ursprünglich gemalt für den Festsaal der Universität Wien, Original verbrannt 1945

Details aus dem Fakultätsbild "Medizin", 1900–1907

Fakultätsbild "Jurisprudenz", 1900–1907, ursprünglich gemalt für den Festsaal der Universität Wien, Original verbrannt 1945

Vom Kunstskandal zur Austro-Trademark: Gustav Klimt

Fakultätsbild "Philosophie", 1900–1907, ursprünglich gemalt für den Festsaal der Universität Wien, Original verbrannt 1945

Fakultätsbild "Medizin", 1900–1907, ursprünglich gemalt für den Festsaal der Universität Wien, Original verbrannt 1945

Details aus dem Fakultätsbild "Medizin", 1900–1907

Fakultätsbild "Jurisprudenz", 1900–1907, ursprünglich gemalt für den Festsaal der Universität Wien, Original verbrannt 1945

Gustav Klimt (1862–1918) erhielt schon als junger Künstler gemeinsam mit seinen beiden Kollegen von der Künstlerkompanie vielversprechende öffentliche Aufträge. Nach einem Kunstskandal wurde er zum gefeierten Porträtisten des Wiener Großbürgertums.

Genug der Zensur. Ich greife zur Selbsthilfe. Ich will loskommen. Ich will aus all diesen unerquicklichen, meine Arbeit aufhaltenden Lächerlichkeiten zur Freiheit zurück. Ich lehne jede staatliche Hilfe ab, ich verzichte auf alles.“ Er habe ein Recht auf die Bilder, da ihm mitgeteilt worden sei, dass diese nicht auf ihren vorgesehenen Platz als Deckengemälde kämen. Auch seien sie – entgegen der Auffassung des Ministeriums – nicht als fertiggestellt zu betrachten. „Ich bin nicht in der Lage, Werke abzuliefern, die dem Sinne des Auftraggebers nicht entsprechen, erstatte das Geld zurück und behalte die Bilder. […] Die Hauptsache ist, ich will Front machen gegen die Art, wie im österreichischen Staate, wie im Unterrichtsministerium Kunstangelegenheiten behandelt und erledigt werden. […] Ich übergebe meine Bilder nicht, weil ich mit Auftraggebern, die echter Kunst und echten Künstlern so fernestehen, nichts mehr zu schaffen haben will. […] Die Bilder aber gebe ich nur, wenn man Brachialgewalt anwendet.

Zit. nach: Zeitkunst. Wien 1901–1907, Wien/Leipzig 1908, 163–166

Fakultätsbild "Philosophie", 1900–1907, ursprünglich gemalt für den Festsaal der Universität Wien, Original verbrannt 1945

Fakultätsbild "Medizin", 1900–1907, ursprünglich gemalt für den Festsaal der Universität Wien, Original verbrannt 1945

Details aus dem Fakultätsbild "Medizin", 1900–1907

Fakultätsbild "Jurisprudenz", 1900–1907, ursprünglich gemalt für den Festsaal der Universität Wien, Original verbrannt 1945

Kaiser Franz Joseph war von den Gemälden der drei jungen Maler – Gustav und Ernst Klimt sowie Franz Matsch – im Stiegenhaus des Burgtheaters so angetan, dass er sie zwei Jahre später mit einem weiteren Großauftrag bedachte: Das Trio fertigte die Zwickelbilder im Stiegenhaus des neuen Kunsthistorischen Museums an. Bei verschiedenen Aufträgen arbeitete Gustav Klimt in unmittelbarer Nähe von Hans Makart, dem damals unumstrittenen Star der Wiener Malerszene: so auch in der für Kaiserin Elisabeth errichteten Hermesvilla.

Lange währte die Phase öffentlicher Aufträge für Klimts Künstlerkompanie allerdings nicht: 1892 starb sein Bruder Ernst, Klimt überwarf sich mit seinem Kollegen Franz Matsch. Die beiden erhielten den Auftrag, die Aula (den heutigen Festsaal) der Wiener Universität mit Deckenfresken auszuschmücken. Die Arbeit zog sich über sieben Jahre. Klimts Malstil veränderte sich während dieser Zeit radikal: Der Jugendstil österreichischer Prägung kam im Bild der „Philosophie“ zum ersten Mal in einem monumentalen Werk zum Ausdruck. Allerdings entfernte er sich damit immer weiter von den Erwartungen seiner Auftraggeber, was zu einem jahrelangen öffentlichen Streit führte.

Die Ausstellung der Fakultätsbilder in der Secession geriet zum Skandal: „Scheußlich!“, wetterte Graf Karl Lanckoroncki, der Oberstkämmerer am kaiserlichen Hof. „Einem kranken Geist entsprungen!“ Klimt-Anhänger und -Kritiker lieferten sich erbitterte Wortgefechte. Schließlich war der Maler des Gezänks überdrüssig und wollte die Bilder zurückziehen. Seine Auftraggeber hingegen schickten die Polizei, um die Bilder aus seinem Atelier abzuholen. Klimt verschanzte sich und gab sie nicht heraus. Verbittert zahlte er den erhaltenen Vorschuss zurück und behielt seine Werke.

Ohne öffentliche Aufträge war Klimt verstärkt auf private Mäzene angewiesen, für die er ihre Palais ausschmückte. Schließlich stieg er zum gefragtesten – und bestbezahlten – Porträtisten des Wiener Großbürgertums – vor allem der Damenwelt – auf. Sein Bildnis von Adele Bloch-Bauer wurde infolge eines Restitutionsverfahrens im Jahr 2006 versteigert und mit über 150 Millionen Dollar zum teuersten bis dahin verkauften Gemälde.

Julia Teresa Friehs