Johann Stephan Decker: Kaiser Franz II./I. am Schreibtisch seines Arbeitszimmers in der Wiener Hofburg, 1826, Öl auf Eisenblech

Kaiser Franz II./I. und Familie, um 1810, kolorierter Druck, eingelegt in die Arbeitsplatte eines Stehpultes

„Lothringersaal“ in der Franzensburg in Laxenburg, 20. Jahrhundert, Fotografie

„Lothringersaal“ in der Franzensburg in Laxenburg, 20. Jahrhundert, Fotografie

Private Einblicke

Johann Stephan Decker: Kaiser Franz II./I. am Schreibtisch seines Arbeitszimmers in der Wiener Hofburg, 1826, Öl auf Eisenblech

Kaiser Franz II./I. und Familie, um 1810, kolorierter Druck, eingelegt in die Arbeitsplatte eines Stehpultes

„Lothringersaal“ in der Franzensburg in Laxenburg, 20. Jahrhundert, Fotografie

„Lothringersaal“ in der Franzensburg in Laxenburg, 20. Jahrhundert, Fotografie

Der „gute Kaiser“ Franz II./I. inszenierte sich gern als „erster Bürger“ seines Staates – Porträtisten setzten ihn und seine Familie demgemäß in Szene.

… Indeß die Kinder schlafen
Verweilt Er wachend noch;
Von ihnen abzuwenden
Der Unruh drückend Joch!

Dem unermüdlichen Arbeitsethos des Herrschers huldigte auch Carl Buels in seinem Gedicht „Des Kaisers Arbeitsstätte“.

Johann Stephan Decker: Kaiser Franz II./I. am Schreibtisch seines Arbeitszimmers in der Wiener Hofburg, 1826, Öl auf Eisenblech

Kaiser Franz II./I. und Familie, um 1810, kolorierter Druck, eingelegt in die Arbeitsplatte eines Stehpultes

„Lothringersaal“ in der Franzensburg in Laxenburg, 20. Jahrhundert, Fotografie

„Lothringersaal“ in der Franzensburg in Laxenburg, 20. Jahrhundert, Fotografie

Die Hinwendung zu großen Familienbildnissen unter Maria Theresia stellte das Ende barocker Repräsentationsporträts dar. Erst nach dem Wiener Kongress 1815 und der Wiederherstellung alter Einflusssphären in Europa tauchten neuerlich repräsentative Züge in den Herrscherporträts auf. Franz Amerling porträtierte den greisen Kaiser Franz II./I. 1832 auf dem Thron sitzend in verblüffendem Realismus. Der Künstler betont die Physiognomie des Herrschers und zeigt sein von Sorge gezeichnetes Gesicht. Dekor und Detailgenauigkeit erinnern an barocke Repräsentationsporträts.

Franz II./I. ersetzte die durch die Aufklärung infrage gestellte monarchische Autorität durch eine von ,bürgerlichen‘ Werten beeinflusste patriarchalische Familienauffassung, die er zur Grundlage seines Herrschaftsverständnisses machte. Dieser zufolge stand der Vater – gemäß der ,natürlichen Ordnung‘ – als Oberhaupt seiner Familie vor, im weiteren Sinn der Kaiser als ,Vater‘ seinem Volk. Frauen wurden dieser Auffassung gemäß wieder auf ihre ,natürliche‘ Fortpflanzungsfunktion reduziert und dementsprechend als mütterlich repräsentiert.

Als „bürgerlicher“ Kaiser und „erster Bürger“ seines Staates ließ sich Franz II./I. gern im Kreis seiner Familie zeigen. Die Bilder boten einen scheinbar privaten Einblick in das Leben der Herrscherfamilie und brachen bewusst mit der auf ,offiziellen‘ Herrscherporträts vermittelten Unnahbarkeit des Regenten. Im Mittelpunkt der „bürgerlichen“ Repräsentation des Herrschers standen jene Darstellungen, die ihn als unablässig für sein Volk arbeitenden Monarchen zeigten.

Julia Teresa Friehs