Maximilian II.: Im Spannungsfeld zwischen Wien, Prag und Madrid

Jakob Seisenegger: Kaiser Maximilian II. mit seinen Brüdern Ferdinand II. und Johann, 1539

Maximilian ist eine der interessantesten habsburgischen Persönlichkeiten im 16. Jahrhundert. An seiner Biografie zeigt sich, wie das Bestreben, die Casa d’ Austria als Gesamthaus zu bewahren, an den unterschiedlichen politischen Realitäten des habsburgischen Reiches zu zerbrechen begann.

Jakob Seisenegger: Kaiser Maximilian II. mit seinen Brüdern Ferdinand II. und Johann, 1539

Maximilian wurde als zweites Kind und ältester Sohn von Erzherzog Ferdinand (als Kaiser später Ferdinand I.) und Anna von Böhmen und Ungarn am 31. Juli 1527 in Wien geboren.

Der junge Habsburger genoss eine Erziehung im humanistisch geprägten Umfeld des Hofes, das von der beginnenden Glaubensspaltung bestimmt war. Die lutherische Reformation erfasste weite Teile des Reiches, Adel und Fürsten nicht ausgenommen. Sein Vater Ferdinand war in Spanien aufgewachsen, wo ein gefestigter, dogmatischer Katholizismus herrschte. Als Herrscher stand Ferdinand der Reformation in Mitteleuropa, die ihm zwar persönlich zeitlebens fremd blieb, kompromissbereit gegenüber. Bei Maximilian fielen die Gedanken der lutherischen Reformation jedoch auf fruchtbaren Boden.

Früh erlebte Maximilian den dominierenden Einfluss des Oberhauptes der Dynastie und Trägers der Kaiserwürde, Karls V., am eigenen Leib: 1548 wurde Maximilian auf Betreiben seines Onkels mit dessen Tochter Maria vermählt. Maximilian sollte sich den Plänen Karls V. fügen, der sich abzeichnenden Spaltung der Linien der Dynastie durch eine wechselseitige Abfolge in der Funktion des Kaisers zu begegnen. Demnach wäre auf einen Kandidaten der spanischen Linie ein Mitglied der österreichischen Linie gefolgt u.s.w. Trotz wiederholter Aufenthalte des jungen Erzherzogs in Spanien entfremdete sich Maximilian zusehends von den Vorstellungen seines Onkels. Maximilian wurde ein prononcierter Gegner der Dominanz Spaniens als Weltmacht, dessen politischen Plänen sich die österreichische Linie unterzuordnen hätte.

Die Entwicklung in Mitteleuropa gab Maximilian Recht: Erste Risse in der Beziehung zwischen den Linien entstanden durch unterschiedliche Auffassungen in der Reichspolitik. Die wachsenden konfessionellen Konflikte zwischen dem Kaiser und der starken Opposition der protestantischen Reichsstände ließen Karls Traum von der universalen habsburgischen Monarchie scheitern. Karl resignierte schließlich und legte 1556 die Belange des Reiches in die Hände seines Bruders Ferdinand.

Die Glaubensspaltung spiegelte sich auch in Maximilians Denken wider: Anders als der Vater, der von seiner persönlichen Verankerung in der alten Kirche nicht abwich, sympathisierte der Sohn offen mit den neuen Strömungen. Ferdinand zeigte sich darüber besorgt, und der Druck Spaniens stieg. Maximilian wurde auf Betreiben Spaniens 1562 ein Bekenntnis zum Katholizismus abgerungen. Er fügte sich, doch oft wurde ihm von spanischer Seite eine nur äußerliche Befolgung der katholischen Lehre vorgeworfen. Der Habsburger galt in den Augen der katholischen Hardliner weiterhin als Abtrünniger.

Maximilian fand für seine persönliche Glaubenshaltung einen Kompromiss: Er sah sich als Christ im Sinne der humanistischen Tradition und war ein Feind dogmatischer Auslegungen des Glaubens sowohl auf katholischer wie auf protestantischer Seite. Hier arbeitete der Zeitgeist jedoch gegen ihn, denn Glaubensspaltung und Konfessionalisierung zerstörten die universelle Einheit des Christentums in der lateinischen Welt für immer. 

Martin Mutschlechner