Blumensträußchen aus der Innsbrucker Hofglashütte, 1570/90

Die Glashütte Reichenau in Niederösterreich, Abbildung aus der "Topographia Windhagiana aucta", 1656-1673

Jost Amman: Glasmacher, Abbildung aus dem "Ständebuch", 1568

Glasklar – Glaserzeugung in der Frühen Neuzeit

Blumensträußchen aus der Innsbrucker Hofglashütte, 1570/90

Die Glashütte Reichenau in Niederösterreich, Abbildung aus der "Topographia Windhagiana aucta", 1656-1673

Jost Amman: Glasmacher, Abbildung aus dem "Ständebuch", 1568

Das in Murano bei Venedig gefertigte Glas genießt noch heute einen besonderen Ruf. In den Glashütten im nördlichen Europa wurde hauptsächlich 'Waldglas' – Pottascheglas, das durch Eisenoxide grünlich gefärbt wurde – hergestellt.

Blumensträußchen aus der Innsbrucker Hofglashütte, 1570/90

Die Glashütte Reichenau in Niederösterreich, Abbildung aus der "Topographia Windhagiana aucta", 1656-1673

Jost Amman: Glasmacher, Abbildung aus dem "Ständebuch", 1568

Um 1500 existierten in Europa zwei Glassorten: Das sehr reine und besonders klare venezianische Glas, das auf der Insel Murano hergestellt wurde, war ein begehrter Luxusartikel. Venezianische Glasmacher wurden zur Geheimhaltung verpflichtet und mit einem Auswanderungsverbot belegt. Erzherzog Ferdinand II. ließ 1570 in Innsbruck eine Hofglashütte errichten, in der trotz der Beschränkungen venezianische Glasmacher am Werk waren und das begehrte dünnwandige und farblose Glas herstellten. Die Hütte war allerdings nur rund 20 Jahre in Betrieb.

Nördlich der Alpen wurde vor allem das sogenannte 'Waldglas' produziert, dessen Formen teilweise unter venezianischem Einfluss entstanden. Glas stellte man zunächst dort her, wo ausreichend Rohmaterialien vorhanden waren. Als Grundstoff diente Quarzsand, dem verschiedene Farbstoffe beigemengt wurden. Wichtige Voraussetzung war auch genügend Holz zum Befeuern der Öfen und zur Herstellung der Asche, die als Schmelzmittel herangezogen wurde. Besonders im 16. Jahrhundert trugen die Glashütten auch zum grundherrschaftlichen Einkommen bei.

Eine der bekanntesten grundherrschaftlichen Glashütten auf österreichischem Gebiet befand sich in Reichenau in Niederösterreich. In der Hütte waren 1618 insgesamt sieben Glasmacher – ein Meister, fünf Gesellen und ein Lehrling – beschäftigt. Vier weitere Personen waren für das Feuer und andere Zuarbeiten verantwortlich. Während die Glasmacher nach Stücklohn bezahlt wurden, erhielten die anderen Beschäftigten einen fixen Wochenlohn. Hergestellt wurde sowohl Flachglas – Glasscheiben, die von Glasern zu Fenstern verarbeitet wurden – als auch Hohlglas in Form von Schreibutensilien, Leuchtern und Trinkgläsern, die verziert und vergoldet sein konnten. In einer Woche produzierten die Glasmacher der Hütte Reichenau rund 3.400 Stück "gemein glas". Die KundInnen waren vor allem Adelige, die aus einem Umkreis von rund 125 Kilometern kamen.

Christina Linsboth