Expedition in die Tropen

Giovanni Passi: Abfahrt der K. K. Österreichischen Fregatten "Austria" und "Augusta" von Triest nach Brasilien am 9. April 1817. Kolorierter Stich

Die Vorbereitungen zu Hochzeit und Reise nach Brasilien hatten eine weitere Dimension erhalten, als Kaiser Franz I. dem Vorschlag Metternichs zustimmte, aus Anlass der Verheiratung von Leopoldine eine Expedition nach Brasilien zu entsenden.

Giovanni Passi: Abfahrt der K. K. Österreichischen Fregatten "Austria" und "Augusta" von Triest nach Brasilien am 9. April 1817. Kolorierter Stich

Es wurden zwei Schiffe ausgestattet; Wissenschafter, Maler, Gärtner, ein Tierpräparator, alle mit ihren Hilfskräften, reisten im April 1817 Leopoldine voraus nach Rio de Janeiro. Inzwischen studierte Leopoldine Geschichte und Geographie ihrer zukünftigen Heimat, sie lernte auch intensiv portugiesisch. In diesen Wochen erarbeitete und schrieb Leopoldine für sich ein Vademecum, ein einzigartiges Dokument, das von keiner anderen Habsburger Prinzessin existiert.

Mit der obersten Leitung der Expedition war Staatskanzler Metternich höchstpersönlich beauftragt. Es sollten Edelhölzer, Tiere, Mineralien und Pflanzen gesammelt und nach Europa geschickt werden. In Wien wurde ein "Brasilianum" errichtet, in dessen Räumen die Ausbeute der Expedition ausgestellt war. Thomas Ender (1793-1875), der im heutigen Sinn als Bildreporter der Expedition angehörte, begann schon während der Hafenaufenthalte in Pula, Malta, Gibraltar, Madeira, die Landschaften und Stadtansichten, aber auch das Leben am Schiff, in Zeichnungen festzuhalten. In Rio angekommen,  malte Ender den üppigen Tropenwald, die vielen Kirchen, öffentlichen Gebäude und Plätze, die Wasserleitung (1740 gebaut). Er wanderte in die Vorstädte, auf die Anhöhen; er malte die berühmte Kirche Maria da Glória; er schloss sich kleinen Expeditionsgruppen an und stieg auf den Corcovado, von wo er einen wunderbaren Blick auf Rio einfing. Er besuchte auch São Cristóvão, wo der königliche Palast Boa Vista lag, und er hielt in seinen Aquarellen auch das gesellschaftliche Leben Brasiliens fest.

Die Aquarelle von Thomas Ender von der österreichischen Brasilienexpedition von 1817 blieben erhalten und sind heute eine der schönsten geschlossenen Sammlungen der Aquarellkunst des Wiener Biedermeier, aufbewahrt im Kupferstichkabinett der Akademie der bildenden Künste in Wien.

Gloria Kaiser