Es kommt nicht (nur) auf die Größe an – Die Bevölkerung soll mehr arbeiten

Die Weberei im Innsbrucker Strafarbeitshaus, Kupferstich, 18. Jahrhundert

Arbeitshäuser sollten zu 'Fleiß' erziehen, Halbfeiertage sollten 'ganze' Feiertage ersetzen und die Menschen sollten täglich acht bis neun Stunden statt sechs Stunden arbeiten.

Die Weberei im Innsbrucker Strafarbeitshaus, Kupferstich, 18. Jahrhundert

Das schienen Maria Theresia und Joseph II. probate Mittel, um ihren Reichtum und den des Staates zu vermehren. Es reichte demnach nicht aus, ein riesiges Gebiet mit vielen Menschen zu beherrschen, die Bevölkerung sollte auch möglichst viel und lange arbeiten. Ein Hindernis auf dem Weg zu gesteigerter Produktivität waren die zahlreichen Feiertage des katholisch geprägten Landes: Aufklärerische Theoretiker rechneten vor, wie viel Zeit mit kirchlichen Messen, Wallfahrten und Feiertagen verloren ging und wie viel Geld für das Lesen von Totenmessen, für Begräbnisse und Gottesdienste vergeudet würde. Tatsächlich wurden bis dahin 'nur' 200 bis 250 Tage pro Jahr mit Erwerbsarbeit verbracht. Nun wurden 24 Feiertage abgeschafft und an den neu eingeführten Halbfeiertagen sollten die MessgängerInnen nach dem Gottesdienst wieder zurück an die Arbeit.

Jedenfalls stand es so auf dem Papier, denn besonders in ländlichen Regionen ließen sich die neuen Regelungen nur schwer durchsetzen, weil sie der Tradition und Lebenswelt der Bevölkerung widersprachen. Zudem wurden die täglichen Arbeitszeiten verlängert, was im Extremfall dazu führte, dass FabriksarbeiterInnen in den ersten Jahrzehnten des 19. Jahrhunderts bis zu 16 Stunden arbeiteten. Die verlängerten Arbeitszeiten betrafen nicht nur IndustriearbeiterInnen, handwerklich und landwirtschaftlich Arbeitende, sondern auch Beamte, deren Dienstzeiten von sechs auf acht bis neun Stunden erhöht wurden. 'Arbeitslose', Kinder oder Randgruppen wie BettlerInnen sollten außerdem in Arbeitshäusern zu 'Fleiß' erzogen werden.

Christina Linsboth