Eljen király – es lebe der König! Maria Theresia und Ungarn

J. E. Ridinger: Maria Theresia, Hungariae et Bohemiae regina, Stich, um 1745

Martin van Meytens: Maria Theresia als ungarische Königin, Ölgemälde, 18. Jahrhundert

Joseph II. als Kind in ungarischer Tracht, Ölgemälde, um 1743

Eine herzerweichende Szene: Von allen Seiten von Feinden bedrängt, tritt die frisch gekrönte Maria Theresia vor den ungarischen Landtag und bittet die Ungarn um Hilfe. Im Arm hält sie den weinenden, erst wenige Monate alten Kronprinzen Joseph. Gerührt geloben die ritterlichen ungarischen Adeligen "Vitam et sanguinem pro rege nostro Maria Theresia" – Leben und Blut für unseren König Maria Theresia!

J. E. Ridinger: Maria Theresia, Hungariae et Bohemiae regina, Stich, um 1745

Martin van Meytens: Maria Theresia als ungarische Königin, Ölgemälde, 18. Jahrhundert

Joseph II. als Kind in ungarischer Tracht, Ölgemälde, um 1743

Es ist eine oft tradierte patriotische Legende, die so niemals stattgefunden hat, aber die Wirksamkeit von Ritualen und Zeremonien veranschaulicht. Nach der in Anwesenheit des hohen Klerus und des Adels als Vertreter des Landes erfolgten Krönung fand die Schlüsselszene der Zeremonie statt: der Ritt auf den Krönungshügel. Bekleidet mit dem Krönungsmantel und der altehrwürdigen Sankt Stephanskrone erklimmt Maria Theresia hoch zu Ross einen mit Erde aus allen Komitaten aufgeschütteten Hügel und weist mit dem Schwert in alle Himmelsrichtungen als Zeichen für ihre Bereitschaft, das Königreich gegen alle Feinde zu verteidigen.

Mit der Ablegung des Krönungseides, durch den die historischen Rechte und die Verfassung des Königreiches bestätigt wurden, war Maria Theresia nun der Rex Hungariae (König von Ungarn). Dass Maria Theresia eindeutig weiblichen Geschlechts war, darüber sahen die Ungarn großzügig hinweg, denn eine weibliche Herrscherin war in der Verfassung nicht vorgesehen. Obwohl hartnäckig als König tituliert, war sie nun rechtmäßige Herrscherin des Landes und konnte als Gegenleistung auf Rat und Hilfe der Stände hoffen.

In Erinnerung an die wichtige Hilfeleistung der Ungarn setzte Maria Theresia zeitlebens deutliche Zeichen für ihr Wohlwollen gegenüber Ungarn. So ist der Kronprinz Joseph auf Kinderporträts meist in ungarischer Tracht abgebildet. Als Herrscher unterzog sich Joseph II. jedoch bezeichnenderweise nicht der Krönungszeremonie, war doch mit der Krönung der Eid auf die Wahrung der alten Verfassung und der ständischen Vorrechte verbunden, was den Intentionen des "kalapos királyi", des Königs mit dem Hut, wie die Ungarn ihren ungekrönten Herrscher spöttisch nannten, widersprach. Josephs Reformen stießen in Ungarn auf erbitterte Gegnerschaft, sodass er gezwungen war, viele Reformen in Ungarn zu widerrufen, um einen offenen Aufstand zu verhindern.

Martin Mutschlechner