Maria Theresia und Franz I. Stephan, Glaspokal mit Inschrift "Vivat Kaiser Franciscus I. vivat Maria-Theresia", um 1740

Franz I. Stephan und Maria Theresia mit 13 ihrer Kinder, Kupferstich, 1760

Maria Theresia im blauen pelzbesetzten Kleid, Ölgemälde, um 1762

Allegorische Verherrlichung von Maria Theresias Fruchtbarkeit, Kupferstich

Eine Dynastie zeugen

Maria Theresia und Franz I. Stephan, Glaspokal mit Inschrift "Vivat Kaiser Franciscus I. vivat Maria-Theresia", um 1740

Franz I. Stephan und Maria Theresia mit 13 ihrer Kinder, Kupferstich, 1760

Maria Theresia im blauen pelzbesetzten Kleid, Ölgemälde, um 1762

Allegorische Verherrlichung von Maria Theresias Fruchtbarkeit, Kupferstich

Dem Briefverkehr zufolge war es innige Liebe, jedenfalls aber war die Ehe von Maria Theresia und dem Lothringer Franz I. Stephan eine politisch bedeutsame Liaison.

Die Pflicht der Frauen ist die Ergebenheit vor Gott und den Menschen. Davon spricht uns die Welt nicht frei. Frauen haben immer Unrecht, wie auch ihre Männer sein mögen.

Maria Theresia über das Verhältnis von Frauen und Männern

Ach, meine liebe Tochter, ich kann Dich nicht trösten, unser Unglück ist übergroß. Du verlierst einen unvergleichlichen Vater und ich einen Gatten, einen Freund, den einzigen Gegenstand meiner Liebe. Seit zweiundvierzig Jahren hatten unsere Herzen und Gefühle nur ein Ziel, denn wir sind zusammen erzogen worden. Mein ganzes Mißgeschick seit fünfundzwanzig Jahren erschien mir erträglich, weil ich an ihm eine Stütze hatte. Ich bin so tief niedergeschlagen, daß nur die Religion, sowie Ihr, meine teuren Kinder, mir das Leben noch erträglich machen könnt, das ich meinem Seelenheil widmen werde.

Maria Theresia nach dem Tod ihres Gatten an ihre Tochter Josepha

Maria Theresia und Franz I. Stephan, Glaspokal mit Inschrift "Vivat Kaiser Franciscus I. vivat Maria-Theresia", um 1740

Franz I. Stephan und Maria Theresia mit 13 ihrer Kinder, Kupferstich, 1760

Maria Theresia im blauen pelzbesetzten Kleid, Ölgemälde, um 1762

Allegorische Verherrlichung von Maria Theresias Fruchtbarkeit, Kupferstich

Die Verbindung von Maria Theresia und Franz I. Stephan gilt als eine der wenigen dynastischen Liebesheiraten: Nicht (nur) politische Überlegungen der Dynastien Habsburg und Lothringen sollen eine Rolle gespielt haben, sondern die beiden sollen sich während Franz Stephans Aufenthalt am Wiener Hof schon früh kennen und lieben gelernt haben. Die 1736 geschlossene Verbindung hatte jedenfalls höchste politische Bedeutung: Aus den Habsburgern wurde die neue Dynastie Habsburg-Lothringen, wenn auch der Zusatz manchmal unter den Tisch fällt

Zwischen Maria Theresia und Franz Stephan soll tiefe Zuneigung bestanden haben, und angeblich führten die beiden eine "trotz mancher Eskapaden Franz Stephans glückliche Ehe". Als Veranschaulichung wird gerne bemüht, dass Maria Theresia nach dem Tod ihres Gemahls nur noch in Witwentracht anzutreffen war. Was zu diesem populären Bild natürlich nicht ganz passt, ist die Tatsache, dass Franz Stephan stets untreu war.

Legendär wurde der Kinderreichtum des Paares, der Maria Theresia zur Mutterfigur und Fruchtbarkeits-Ikone werden ließ: Maria Theresia brachte 16 Kinder zur Welt. Ein beachtlicher Teil des Nachwuchses machte ebenfalls politische Karriere: Joseph II. und Leopold II. wurden römisch-deutsche Kaiser, die "Lieblingstochter" Marie Christine war Generalstatthalterin der Österreichischen Niederlande. Die jüngste Tochter Maria Antonia erlangte unter ihrem besser bekannten Namen Marie Antoinette als Königin von Frankreich tragische Berühmtheit. Ihren Töchtern predigte Maria Theresia aus religiösen Anschauungen Unterwürfigkeit gegenüber Männern – sie selbst war jedoch eine durchaus dominante Ehefrau.

Gerade bei der Beschreibung des Kinderreichtums der Kaiserin wird eine Reihe weiblicher Rollenbilder instrumentalisiert: Maria Theresia gerät zur "gefühlswarmen deutschen Frau", deren Haupteigenschaft die zärtliche Liebe und Friedfertigkeit gewesen sei. Vor allem in österreichischen Schulbüchern für Mädchen wurde sie als nachahmenswertes Ideal präsentiert.

Stephan Gruber