Ein Museum, eine Hochschule und Spione für Franz I. – Wirtschaftsförderung unter Franz II./I.

Anton Schwefel: Künstliche Augen aus Glas, 1820

Richard: Glasflakon, 1851

Doulton & Watts: Fußwärmer, 1853

Dass der Staat Wirtschaftsförderung betreibt, ist heute eine klare Sache – staatlich unterstütze Industriespionage vielleicht eher weniger. Franz II./I. versuchte, beides zu verbinden.

Anton Schwefel: Künstliche Augen aus Glas, 1820

Richard: Glasflakon, 1851

Doulton & Watts: Fußwärmer, 1853

Eine Wärmeflasche aus Steingut, ein Parfumflakon aus buntem Glas, geschnitzte Taschenmesser, künstliche Augen aus Glas und Mähmaschinen – all diese Produkte sammelte das sogenannte "k. k. Fabriksprodukten-Kabinett". Franz II./I. gründete dieses Kabinett 1807, "um dadurch jedermann in den Stand zu setzen, sich eine allgemeine Uibersicht dessen, was in Meinen Erbstaaten in diesen Fächern erzeugt wird, zu verschaffen". Der Kaiser und seine Berater wollten also alle in der Monarchie produzierten Waren sammeln. Dabei ging es weniger um ein persönliches Interesse des Herrschers an Neuheiten. Vielmehr sollten alle technischen Leistungen des neu gegründeten österreichischen Kaiserreiches (1804) gesammelt und der Bevölkerung vorgeführt werden, um "somit Absatz und Verkehr zu befördern".

Wenn es um technologische Neuheiten ging, war die Habsburgermonarchie im Vormärz – zur Regierungszeit von Franz II./I. und Ferdinand I. – weitgehend von ausländischen Erfindungen und Spezialisten abhängig. Entweder engagierten die Unternehmer ausländische Arbeitskräfte oder gingen selbst eine Zeit lang ins Ausland – heute würde man wohl von Industriespionage sprechen. Ausländische Spezialisten brachten ihr Wissen auch in die Monarchie mit, was mitunter illegal war. So war es beispielsweise englischen Unternehmern verboten, ins Ausland zu gehen. Um auch innerhalb der Habsburgermonarchie die technologische Entwicklung zu fördern, wurde 1807 das "k. k. poly-technische Institut" in Prag und 1815 dasjenige  in Wien gegründet, aus dem die heutigen Technischen Universitäten hervorgingen.

Diese wirtschaftspolitischen Maßnahmen hatten budgetäre Hintergründe: Um die Staatsfinanzen der Habsburgermonarchie war es schlecht bestellt; Franz II./I. und seine Berater hofften, dass sich die Technologieförderung positiv auf die Produktivität und damit die Steuereinnahmen auswirken würde. Außerdem sollte der industrielle und wirtschaftliche Vorsprung des Konkurrenten England verkleinert werden. Zu diesem Zweck wurden im Fabriksprodukten-Kabinett auch ausländische Produkte – eben vor allem solche aus England – ausgestellt und der heimischen Industrie als Vorbilder ans Herz gelegt.

Christina Linsboth