Burgund erheiraten: Maximilian I. und Maria von Burgund

Bernhard Strigel: Familie des Kaisers Maximilian I., nach 1515

Collane des Ordens vom Goldenen Vlies, zweites/drittes Drittel 15. Jahrhundert

Maximilian I. setzte den Auftakt zur legendär gewordenen habsburgischen Heiratspolitik.

Bernhard Strigel: Familie des Kaisers Maximilian I., nach 1515

Collane des Ordens vom Goldenen Vlies, zweites/drittes Drittel 15. Jahrhundert

Burgund war im 15. Jahrhundert eine europäische Großmacht. Das Herrschaftsgebiet umfasste französisch-, niederländisch- und deutschsprachige Gebiete entlang der heutigen Grenze zwischen Frankreich und Deutschland sowie in den heutigen Benelux-Staaten. Die Städte Gent, Brügge und Antwerpen waren wichtige Handelszentren, Burgund war eines der reichsten Länder Europas. Ein bedeutendes Symbol war der 1430 gegründete burgundische Orden vom Goldenen Vlies. Dieser Orden, der mit besonderen Privilegien für seine Träger verbunden war, ist bis heute der habsburgische Hausorden.

Herzog Karl der Kühne, der Herrscher von Burgund, wollte für sein Land eine Königskrone erwerben. Deshalb wurde über eine Ehe zwischen seiner Tochter Maria von Burgund und Maximilian, dem Sohn Kaiser Friedrichs III., verhandelt. Diese Verhandlungen stießen zwar aufgrund der Forderungen Karls auf einige Probleme, doch kurz vor seinem Tod gab der ehrgeizige Herzog die Anweisung, seine Tochter mit dem Habsburger zu verheiraten, um die burgundischen Besitzungen zu erhalten. 1477 wurde die Hochzeit zwischen dem 18-jährigen Maximilian und Maria von Burgund gefeiert. Auf dem Papier war damit die Übernahme des reichen burgundischen Erbes durch die Habsburger vollzogen. Es bedurfte jedoch eines langen Krieges, um zumindest Teile dieses Erbes abzusichern: Frankreich sah nämlich in diesem habsburgischen Machtzuwachs eine Bedrohung. Die Feindschaft mit Frankreich wurde – neben dem Konflikt mit den Osmanen – bestimmend für die habsburgische Politik der kommenden Jahrhunderte. Es folgte ein 15 Jahre langer Krieg um das burgundische Erbe, der für Maximilian nicht besonders glücklich verlief. Besonders demütigend war, dass er 1488 von der Bürgerschaft in Brügge, also von seinen eigenen Untertanen, für einige Monate gefangen genommen wurde. Erst durch das militärische Eingreifen seines Vaters Friedrich III. konnte er befreit werden.

Maximilian hat die Geschichte der burgundischen Brautwerbung in seinem autobiographischen Werk "Weißkunig" verarbeitet. Seine Ehefrau Maria starb schon 1482 nach einem Reitunfall. Er heiratete 1493 erneut, und zwar Bianca Maria Sforza, die Tochter des Herzogs von Mailand. Diese hatte zwar einen niedrigeren Rang als seine erste Gattin, brachte Maximilian aber eine reiche Mitgift, die er angesichts seiner hohen Ausgaben für Kriege und Reformen gut brauchen konnte.

Stephan Gruber