Herzog Wilhelm "der Ehrgeizige" mit seiner ehemaligen Verlobten und seiner Gemahlin, Lithografie, 1820

Wilhelm: „Drum prüfe wer sich ewig binde …“

Herzog Wilhelm "der Ehrgeizige" mit seiner ehemaligen Verlobten und seiner Gemahlin, Lithografie, 1820

Wilhelm war der älteste Sohn aus der Ehe von Herzog Leopold III., dem Begründer der Leopoldinischen Linie des Hauses, und Viridis Visconti. Der Vater hatte seinen Sohn schon früh in seine Pläne für eine vorteilhafte dynastische Verbindung eingebunden.

Herzog Wilhelm "der Ehrgeizige" mit seiner ehemaligen Verlobten und seiner Gemahlin, Lithografie, 1820

Bereits mit 10 Jahren wurde der Knabe vom ambitionierten Vater mit Hedwig von Ungarn, der Tochter des ungarischen Königs Ludwig I. „des Großen“ (Lájos I. Nagy) aus dem Haus Anjou verlobt. Ludwig vereinigte kurzzeitig die Kronen Ungarns, Kroatiens und Polens in einer Person. Durch die geplante Heirat zwischen seinem Sohn und einer der Töchter Ludwigs wollte Herzog Leopold einerseits seinen Anspruch auf das Erbe nach dem zu erwartenden Aussterben der Anjou gefestigt wissen. Andererseits war dieses Vorhaben auch in der Konkurrenz mit dem Haus Luxemburg begründet, denn Hedwigs ältere Schwester Maria war kurz zuvor mit einem Sohn Kaiser Karls IV. vermählt worden.

In den Wirren um die polnische Thronfolge spielte Hedwig eine entscheidende Rolle, denn sie wurde von der Mehrheit des polnischen Adels mit 11 Jahren zur Königin gekrönt. Wilhelm fiel dabei der Part eines unbeteiligten Statisten zu. So wurde der Habsburger zum Beispiel nicht einmal in den Wawel, das Krakauer Königsschloss, eingelassen und musste schließlich Hals über Kopf fliehen, da die Situation für ihn lebensgefährlich wurde. Obwohl Hedwig anfänglich auf die Einhaltung des Verlöbnisses mit Wilhelm gedrängt hatte, musste sie sich schließlich dem Willen der Adelsgemeinde beugen und wurde mit dem litauischen Großfürsten Wladislaus Jagiello vermählt, wodurch das polnisch-litauische Großreich begründet wurde. Hedwig stieg in der Folge zu einer wichtigen Identifikationsfigur für die polnische Nation auf und wurde 1997 heilig gesprochen.

Obwohl die Umstände der Lösung des Verlöbnisses für die Habsburger sehr peinlich waren, hielt Wilhelm an dem Eheversprechen fest und verweigerte eine anderwärtige Verheiratung. Erst durch den frühen Tod Hedwigs 1399 fühlte er sich von seinem Eheversprechen entbunden.

Die Wahl fiel wiederum auf eine Braut aus dem verzweigten Haus Anjou, nämlich Johanna von Neapel (1344–1387), Tochter König Karls III. von Neapel aus der Linie Anjou-Durazzo. Die 1401 geschlossene Ehe blieb kinderlos: Wilhelm starb bereits 1406. Die junge Witwe Johanna folgte ihrem Bruder 1414 auf den neapolitanischen Thron. Ihre umstrittene Regentschaft versuchte sie durch einen Erbvertrag mit dem Haus Aragon zu festigen, was sie später widerrief und damit die blutigen Erbfolgekämpfe um dieses süditalienische Königreich verschuldete. 

Martin Mutschlechner