Unruhige Zeiten: Friedrichs Engagement in Böhmen und Mähren

Kaiser Friedrich III., um 1500

Ladislaus war als Mündel Friedrichs dessen wertvolles, weil einziges Pfand im Spiel um die Macht in Böhmen und Ungarn. In Georg von Podiebrad und Matthias Corvinus fand Friedrich gefährliche Gegner.

Kaiser Friedrich III., um 1500

Böhmen litt an den Folgen der hussitischen Revolution, die zu bürgerkriegsähnlichen Zuständen geführt hatte. Die gemäßigten Vertreter der neuen Lehre im Adel gewannen die Oberhand, angeführt von Georg von Podiebrad (1420–1471), einem böhmischen Adeligen, der 1448 die Funktion eines Landesverwesers übernommen hatte, nachdem er in einem militärischen Handstreich Prag besetzen konnte. Friedrich blieb in seiner Funktion als Vormund des minderjährigen Königs Ladislaus nichts anderes übrig, als Podiebrad als faktischen Regenten des Landes zu akzeptieren. Die beiden Männer verband anfangs ein Zweckbündnis, und Georg von Podiebrad nahm Partei für Friedrich im familieninternen Streit mit dessen Bruder Albrecht VI.

Die böhmischen Stände forderten die Herausgabe von Ladislaus. Friedrich verweigerte dies zunächst mit dem Hinweis auf die Minderjährigkeit seines Neffen. 1452 verlor Friedrich die Kontrolle über sein wertvolles Mündel, das von einer Gruppe von oppositionellen Adeligen aus seiner Gewalt entführt worden war. 1457 starb Ladislaus plötzlich – es gab Gerüchte, Podiebrad hätte den 17-jährigen durch Gift beseitigen lassen. 1458 wählten die Stände Böhmens Georg von Podiebrad zum König.

Als König war Podiebrad ein Außenseiter unter den europäischen Monarchen, denn er war nicht katholisch – Podiebrad bekannte sich zur gemäßigten Variante des Hussitismus, dem Utraquismus. Der katholische Teil des böhmischen Adels verweigerte ihm die Gefolgschaft, vor allem nachdem der Hussitenkönig vom Papst 1465 exkommuniziert worden war. Der Habsburger Friedrich nützte diese Situation und stellte sich auf die Seite der Gegner Podiebrads, zu denen auch Matthias Corvinus zählte.

Matthias Corvinus (1443–1490) hatte bereits die ungarische Krone inne, denn er war schon als 14-jähriger von einer Mehrheit der ungarischen Stände zum König gewählt worden. Matthias war der Sohn von Johann Hunyadi, eines siebenbürgischen Kleinadeligen, der während der Thronvakanz nach dem Tod Sigismunds Reichsverweser geworden war und seine Autorität vor allem auf seine Erfolge in der militärischen Abwehr gegen die Türken aufgebaut hatte.

Ein Teil des ungarischen Adels favorisierte jedoch den Habsburger Friedrich, der auch die Stephanskrone in seiner Obhut hatte: Diese Krone war das Symbol des ungarischen Staatswesens schlechthin, und eine Krönung ohne diese Krone nicht möglich. Man fand einen Kompromiss: Friedrich erhielt einige westungarische Gebiete als Pfand und eine stattliche Summe für die Herausgabe der Krone.

Matthias Corvinus entwickelte sich zu einem gefährlichen Gegner des Habsburgers wie auch Podiebrads. Zunächst versuchte der Ungar seinen ehemaligen Mentor und Unterstützer Georg von Podiebrad zu stürzen, okkupierte Mähren und ließ sich zum Gegenkönig ausrufen. Matthias stilisierte sich zum Rom-treuen Retter des Abendlandes vor den Osmanen und erhielt die Unterstützung des Papstes und des katholischen Adels in den böhmischen Ländern, die einen hussitischen König nicht akzeptieren wollten. Inmitten des Konflikts starb Georg von Podiebrad 1471. Um seine Nachfolge auf dem böhmischen Königsthron stritten sich der ungarische König Matthias und Wladislaus II. aus dem polnisch-litauischen Geschlecht der Jagiello, der bereits die polnische Königskrone trug. 

Martin Mutschlechner