Silberreich und Münzreich – Silberbergbau und Münzprägung in Tirol

Silberschmelzhütte des Schwazer Bergwerks (Schwazer Bergbuch), 1556

Der Silberbergbau bescherte nicht nur der Abbauregion wirtschaftlichen Aufschwung, sondern auch den Landesherren einen 'Geldsegen' – Sigmund wurde nicht ohne Grund 'der Münzreiche' genannt.

Silberschmelzhütte des Schwazer Bergwerks (Schwazer Bergbuch), 1556

In den habsburgischen Ländern waren nicht nur Salzhandel und der Salzbergbau wichtige Wirtschaftszweige. Der gesamte Bergbau boomte seit dem Spätmittelalter: Um 1520 waren allein im Silberbergbau im tirolerischen Schwaz rund 50.000 Menschen beschäftigt.

Die Tiroler Landesfürsten Sigmund und seine Nachfolger Maximilian I., Karl V. und Ferdinand I., die den Bergbauregionen eine Reihe von Privilegien verliehen, wussten den tirolerischen 'Bergsegen' zu nutzen. Sigmund lieferte das Silber nicht mehr zur Münzproduktion nach Venedig. Stattdessen ließ er eigene Münzen in der neuen Münzstätte Hall in der Nähe von Schwaz herstellen. Der dort geprägte "Tiroler Pfundner" hatte eine Besonderheit aufzuweisen: Er war die erste Münze im deutschsprachigen Raum, die mit einem realistischen Porträt eines Landesfürsten versehen war. In der Münzstätte in Hall wurden außerdem neue Verfahren angewandt, welche die Prägequalität und Produktion verbesserten.

Als Kaiser bzw. Könige des Heiligen Römischen Reichs und gleichzeitige Landesfürsten von Tirol verpfändeten oder verpachteten die Habsburger mehr und mehr ihrer landesherrlichen Rechte am Bergbau und am Verkauf des gewonnenen Silbers an private Unternehmer wie die Fugger. Gleichzeitig wurde es unter den Unternehmern und Händlern zur Gewohnheit, noch gar nicht abgebautes Metall gegen Wechsel oder Barzahlung zu verkaufen – wobei zwei Drittel des abgebauten und verkauften Silbers exportiert wurden. Der Handel mit gleichsam 'virtuellem' Silber wurde zum Problem, als sich gegen Mitte des 16. Jahrhunderts die gewinnbringenden Vorkommen zu erschöpfen begannen und bereits verkauftes Silber nicht rechtzeitig oder gar nicht geliefert werden konnte. Der Abbau weniger reicher Erze war zudem weitaus teurer. Zusammen mit den kriegerischen Auseinandersetzungen und den darauf folgenden Teuerungen, den Konflikten zwischen den protestantischen und katholischen Mächten in Europa sowie den Folgen von Seuchen führte dies zur Krise des Schwazer Bergbaus.

Christina Linsboth