Tobias Kramer: Automat in Gestalt eines Elefanten mit Turm, Augsburg um 1620/25

Josef Eder: Das Uhr- und Stundenwürfelspiel, Wien um 1785

Georg Opitz: Der Nachtwächter in den Vorstädten von Wien, Darstellung aus der Reihe "Wiener Volkstypen", 1805-1812

Pünktliche Städter, zeitlose Bauern, geruhsame Frauen – Oder: Warum die Uhrzeit nicht allen gehört

Tobias Kramer: Automat in Gestalt eines Elefanten mit Turm, Augsburg um 1620/25

Josef Eder: Das Uhr- und Stundenwürfelspiel, Wien um 1785

Georg Opitz: Der Nachtwächter in den Vorstädten von Wien, Darstellung aus der Reihe "Wiener Volkstypen", 1805-1812

Sperrstunden von Wirtshäusern, Arbeitszeiten von Handwerksgesellen und Marktzeiten wurden seit dem späten Mittelalter von der Uhrzeit bestimmt. Besonders die männlichen Stadtbewohner taten sich als 'Herren der Zeit' hervor.

Tobias Kramer: Automat in Gestalt eines Elefanten mit Turm, Augsburg um 1620/25

Josef Eder: Das Uhr- und Stundenwürfelspiel, Wien um 1785

Georg Opitz: Der Nachtwächter in den Vorstädten von Wien, Darstellung aus der Reihe "Wiener Volkstypen", 1805-1812

Viele StadtbewohnerInnen des Spätmittelalters und der Frühen Neuzeit waren der Meinung, dass genaue Uhrzeiten für die Landbevölkerung keine Bedeutung hätten. Tatsächlich berechnete die bäuerliche Bevölkerung die Zeit anders: Maßgebend waren weniger ein genaues Datum und eine exakte Uhrzeit als vielmehr Angaben, die zeitliche Bezüge herstellten – zum Beispiel die Zeit, die man für eine Mahlzeit oder eine bestimmte Wegstrecke benötigte. Die Landbevölkerung war aber keineswegs 'uhrzeitlos', denn auch sie musste sich etwa an bestimmte Marktzeiten halten, zu denen sie ihre Produkte in der Stadt verkaufen durfte. Außerdem waren seit dem 17. Jahrhundert in vielen Dörfern Turmuhren angebracht, die die Gottesdienste regelten.

Stadt und Land wurden symbolisch durch das zeitlich geregelte Öffnen und Schließen der Stadttore abgegrenzt. Die mittels der abstrakten Uhrzeit hergestellte Ordnung – der Nachtwächter gilt als ihr Sinnbild – spielte in den Städten eine große Rolle und galt als Ausdruck von Moral, Zivilisation und Modernität. Auch gegenüber den Adeligen beanspruchte die bürgerliche Oberschicht die Uhrzeit für sich und beschuldigte erstere, die Uhren nur als Statussymbol und Accessoire zu tragen, nicht aber wegen ihrer Funktion als Zeitmesser.

Männern und Frauen wurde seit dem Mittelalter ein unterschiedliches Verhältnis zur Zeit zugeschrieben. In allegorischen Darstellungen standen Frauen für Geruhsamkeit, während Männer mit Geschwindigkeit  und Macht verknüpft wurden. Auch der Besitz einer Uhr war zeitweise Männern vorbehalten. Seit etwa 1700 etablierte sich in den bürgerlichen Schichten die Tradition, jungen Männern zur Konfirmation bzw. Firmung eine solche zu schenken. Der Eintritt in die Gesellschaft der erwachsenen Männer wurde durch die Zeitkontrolle über Ehefrau und Kinder symbolisiert. Erst seit dem 20. Jahrhundert erhielten auch Mädchen zur Konfirmation bzw. Firmung eine Uhr geschenkt.

Christina Linsboth