Philipp II. als Regent des Spanischen Imperiums

Ansicht der Klosterresidenz Escorial aus der Vogelschau: „Scenographia fabrica S. Laurentii in Escuriali“, kolorierter Kupferstich, 1662

Das Streben nach einer habsburgischen Universalmonarchie und die Restauration der katholischen Kirche waren die bestimmenden Leitgedanken, die Philipp von seinem Vater Karl V. übernahm.

Ansicht der Klosterresidenz Escorial aus der Vogelschau: „Scenographia fabrica S. Laurentii in Escuriali“, kolorierter Kupferstich, 1662

Philipp führte die spanische Hegemonialpolitik im Sinne seines Vaters weiter. Während Karl V. eher kraft seiner königlichen Autorität und ausgestattet mit einem überbordenden Sendungsbewusstsein Widerstände zu brechen versuchte, agierte Philipp mit bürokratischen Hilfsmitteln und militärischer Gewalt.

Er übernahm 1555 das Reich seines Vaters in einer schwierigen Zeit. Spanien war in einen Krieg mit Frankreich verwickelt und das Land als Ergebnis der ambitionierten Großmachtpolitik Karls V. finanziell zerrüttet: 1557 wurde der Staatsbankrott erklärt – es sollte dies nicht das einzige Mal bleiben.

Der Krieg mit Frankreich endete mit einem Sieg der spanischen Truppen in der Schlacht bei St. Quentin, was 1559 zum Friedenschluss von Chateau Cambrésis führte. Es gilt dies als eigentlicher Beginn der Regentschaft Philipps, da nun der vom Vater ererbte Konflikt bereinigt werden konnte. Auch war Phillip damals zum zweiten Mal Witwer geworden, da seine im fernen England lebende Gattin Königin Maria I. 1558 gestorben war.

Philipp verlegte das Zentrum der habsburgischen Interessen endgültig weg von den Niederlanden nach Spanien. Madrid, im Zentrum Kastiliens, dem Herzland Spaniens gelegen, wurde die neue Hauptstadt.

Philipps Regierungsstil war von wachsender Bürokratisierung geprägt. Ein ausgefeilter Beamtenapparat übernahm die Kommunikation zwischen dem König und den Ländern, da Philipp sich seiner mangelnden Ausstrahlung als Monarch bewusst war. Er verließ die iberische Halbinsel nie wieder und regierte sein Imperium vom Schreibtisch aus. Es war dies eine neue, moderne, aber auch sterile Art der Regentschaft, die im Gegensatz zum Reisekönigtum seiner Vorfahren stand, die ständig von Residenz zu Residenz gezogen waren, um persönlich Präsenz zu zeigen.

Philipp ersetzte an seinem Hof die traditionellen Eliten aristokratischer Ratgeber und umgab sich mit Sekretären und Juristen bürgerlicher Herkunft. Ein professioneller Beamtenapparat entstand. Der König selbst unterwarf sich einem enormen Arbeitspensum, denn er hatte Schwierigkeiten, Aufgaben zu delegieren, und wollte alle Fäden in seiner Hand behalten. Dabei verzettelte er sich in Nebensächlichkeiten, was eine schwerfällige Verwaltungsmaschinerie entstehen ließ, deren Langsamkeit durch die damaligen beschränkten Kommunikationsmittel verstärkt wurde – fatal für ein weltumspannendes Reich wie das Spanische Imperium.

Als Monarch lag sein Hauptaugenmerk auf der Wahrung der königlichen Autorität. Das komplizierte Regelwerk des spanischen Hofzeremoniells machte den König unnahbar und entrückt. Die Distanz zwischen dem König und seiner Umwelt wurde verstärkt durch Philips Persönlichkeit: er war ein Einzelgänger, im Innersten schüchtern und menschenscheu.

Philipps Lebensprojekt und Symbol seiner Regentschaftsperiode ist der Klosterpalast Escorial, den er in der kargen Hochebene Kastiliens als Residenz und Zentrum seines Reiches errichten ließ. 

Martin Mutschlechner