König Ottokars Glück und Ende

Rudolf Weyr: König Ottokars Glück und Ende, Relief am Grillparzer-Denkmal im Wiener Volksgarten, 1889

Ottokar II. Přemysl, König von Böhmen, war über die Wahl des Habsburgers Rudolf zum römisch-deutschen König 'not amused'. Franz Grillparzer hat den Machtkampf 1825 im Trauerspiel "König Ottokars Glück und Ende" literarisch verarbeitet.

Rudolf Weyr: König Ottokars Glück und Ende, Relief am Grillparzer-Denkmal im Wiener Volksgarten, 1889

Der böhmische König Ottokar II. Přemysl, einer der mächtigsten Reichsfürsten, war mit der Königswahl Rudolfs I. 1273 nicht einverstanden. Er bezeichnete den Habsburger als "comes minus ydoneus" – als für das Königtum weniger geeigneten Grafen. Rudolf war jedoch einer der reichsten und mächtigsten Fürsten. Seine Wahl war auch eine Wahl gegen einen Machtgewinn Ottokars, den die Kurfürsten als zu mächtig fürchteten.

Ottokar hatte nach dem Tod des letzten Babenbergerherzogs Friedrich II. die Herrschaft in Österreich und der Steiermark übernommen: Er heiratete 1252 Margarete, die Schwester und Erbin Friedrichs – im "Privilegium minus" war festgelegt worden, dass auch Frauen das Herzogtum Österreich erben konnten. Ottokar teilte sich nun mit Béla IV. von Ungarn das Gebiet auf. Später trennte er sich von der kinderlosen Margarete. Ottokar erwarb auch noch Kärnten, Krain und Friaul. Er war ständig in Machtkämpfe verwickelt; in Österreich leisteten vor allem die immer mächtiger werdenden Städter, etwa Gozzo von Krems, Widerstand. Die österreichischen Adeligen paktierten mit dem neuen König Rudolf von Habsburg, da sie sich Chancen auf mehr Selbstbestimmung ausrechneten.

1274 trafen König Rudolf I. und einige Fürsten in Nürnberg zum Hoftag zusammen: Der neue König sollte alles entfremdete Reichsgut wieder in Besitz nehmen. Ottokar II. verweigerte die Huldigung, daher wurden ihm alle Lehen – auch Böhmen und Mähren – aberkannt und die Reichsacht über ihn verhängt. Es kam zum Krieg: Rudolf begann mit einigen Verbündeten – etwa Graf Meinhard II. von Tirol, Burggraf Friedrich von Nürnberg und dem Salzburger Erzbischof – im August 1276 seinen Feldzug gegen Ottokar. Schon im November wurde wieder Friede geschlossen: Ottokar wurde offiziell mit Böhmen und Mähren belehnt, musste aber auf Österreich, Steiermark, Kärnten und Krain verzichten. Zur Besiegelung wurde eine Doppelhochzeit von je zwei Kindern der beiden Könige ausgemacht.

Rudolf verbrachte nun viel Zeit in Wien, was untypisch für das Zeitalter des "Reisekönigtums" war. Seine Machtposition in Österreich war aber noch nicht gesichert. Der Konflikt mit Ottokar wurde schließlich auf dem Schlachtfeld entschieden: Im August 1278 trafen die beiden Armeen bei Dürnkrut und Jedenspeigen im Marchfeld aufeinander. Beide Könige führten, wie damals üblich, persönlich ihre Heere von jeweils einigen tausend Mann an. Rudolf, zu diesem Zeitpunkt schon über 60 Jahre alt, siegte. Ottokar wurde gefangen genommen und getötet, wahrscheinlich durch den Racheakt einer Adelsgruppe.

Stephan Gruber